Jahrbuch 2020

Jahrbuch Ehingen 2020 | 121 Neben dem „Neuhaus“ befand sich das sogenannte Bettel- haus, das später auch als „Schlachthaus“ bezeichnet wurde. Das dreistöckige Wohnhaus mit einem kleinen Zwischenbau scheint um 1731/32 neu erbaut worden zu sein. Abgesehen vom ersten Stock, der ganz aus Stein bestand, war es in Eichenfachwerk ausgeführt. 1784 bewohnte der ehemalige „Spitalvater“ oder Spitalmeister das mittlere Stockwerk. Das Gebäude wurde in den 1970er Jahren abgerissen. Mit den Bauarbeiten der heutigen Spitalkapelle wurde, wie eine Inschrift an der Außenseite des Chores belegt, im Früh- jahr 1493 begonnen, die Einweihung erfolgte am 4. August 1498. Die Innenausstattung wurde mehrfach, um 1600 und um 1680 dem jeweiligen Zeitgeschmack angepasst. Nach dem Umzug der Spitalbewohner ins ehemalige Benediktinerkolleg blieb die Kapelle seit etwa 1824 geschlossen. Nachdem Zwischendecken eingezogen worden waren, nutzte man sie nach 1828 als Getreidespeicher, später war sie städtische Waage und Landwehrbezirksdepot. Ab 1920 bis 1975 wurden hier die Schätze des Bezirksaltertumsvereins präsentiert. Danach stand die Kapelle leer bis sie 2006, nach grund­ legender Renovierung, als Teil des Museums wiedereröffnet werden konnte. Unter der Spitalkapelle befindet sich ein doppelter Keller, der lange Zeit als städtischer Weinkeller diente. Noch 1784 grenzte eine Mauer mit Tor das Areal des Spitals gegen die Heckenmühle und den Weg zum unteren Badtor ab. Dieses Tor wurde insbesondere in der Erntezeit benutzt, um Frucht in den „obern Stadel“ einzufahren. Dieser erstreckte sich entlang der Schmiech und wurde 1615 nach dem Ein- sturz des Dachstuhls neu errichtet. Eigentlich handelte es sich um zwei Stadel mit Stallungen. Als das Spital seine Güter seit Ende des 18. Jahrhunderts nicht mehr selbst bewirtschaftete, wurde er von deren Pächtern genutzt. Am 24. September 1843 brannte die Scheuer „im hintern Caser- nenhof“ ab, wurde aber 1844 aus Stein wieder aufgebaut. Im 20. Jahrhundert war hier die Milchsammelstelle unterge- bracht, an welche die Bezeichnung „Alte Molke“ erinnert. An der Stelle des heutigen Gasthauses Deutscher Kaiser befand sich, durch einen Gang in Höhe des ersten Stock- werks mit dem Neuhaus verbunden, das sogenannte Pfründnerhaus mit Stuben für wohlhabende Spitalbewohner. Außerdem beherbergte das Gebäude, das unmittelbar an der Schmiech lag, die Spitalmühle und die Spitalbäckerei. Es wurde 1565 neu errichtet und machte in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts dem heutigen Gasthaus Platz. Gleichfalls bereits außerhalb des mauerumfriedeten Spitalkom- plexes liegt eine weitere Scheuer, die ehemals im Besitz des Spitals war und die 1483 vollständig aus Stein errichtet wurde. Nach dem 30jährigen Krieg musste sie an die Universität Freiburg verkauft werden und erscheint in der Folgezeit in den Quellen als „Universitäts-Stadel“. Das bereits 1615 erwähnte eiserne Kreuz am First verweist noch heute auf den ehemali- gen Besitzer. Nördlich der Schmiech, am Rande des „Äußeren Spitalhofs“ befand sich diese dreistöckige Scheuer mit eingebauten Stallungen, die wegen ihrer Bauweise so genannt wurde und deren östliche Außenmauer die Stadtmauer bildete. Wie auch andere Gebäude des Spitals mussten ihre Grundmauern wegen des sumpfigen Untergrundes mit einem Pfahlrost unterfangen werden, wobei die verwendeten Hölzer im Winter 1520/21 gefällt wurden, sodass die Bauarbeiten ab Sommer 1521 erfolgen konnten. Zeitweise diente der Bau „aus Abmangel eines Zeughauses“ zur Aufbewahrung der städtischen Feuerspritze, 1882 erfolgte der Einbau eines städtischen Schlachthauses. 1973 wurde der Stadel zusammen mit dem Nachbargebäude abgerissen und die Stadtmauer mit Wehrgang freigelegt. Den Nord- und Westrand des „äußeren Hofes“ bildeten ver- schiedene Gebäude, die aber alle nicht mehr erhalten sind: genannt werden die sogenannte „große Scheuer“ unter anderem mit einem großen Pferdestall, der 20 Zugpferden Platz bot. Diese Scheuer wurde bereits 1868 und 1880 be­ seitigt. Westlich schloss sich das sogenannte Reiterhaus an. Es wurde vor 1868 abgebrochen, um der Straßenverbindung vom Bahnhof zur Stadt Platz zu machen. Den eigentlichen Eingang zum Spitalkomplex bildete ein Hoftor mit Torwarts- und Schließerhaus, das ebenfalls vor 1868 beseitigt wurde. 5. Das Bettel- oder Schlachthaus 3. Spitalkapelle mit angebauter Sakristei 4. Der obere Stadel 7. Das Pfründnerhaus 8. Die Spitalscheuer an der Kasernengasse 6. Der „Steinerne Stadel“

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