Jahrbuch 2020
MUSEUM UND HISTORISCHES 122 | Jahrbuch Ehingen 2020 Nur noch wenig bekannt ist, dass es zeitweise auch unweit unserer Stadt möglich war, mit Badekuren etwas für seine Gesundheit zu tun. Neben insgesamt drei Badestuben in der Stadt stand hierfür das sogenannte Käswasser, an dessen Stelle sich heute der Käshof befindet und der etwa zwei Kilometer westlich von Dettingen liegt zur Verfügung. Angeblich soll das Bad 1393 von einem Ehinger Bürger errichtet worden sein. Die Quelle selbst wird allerdings bereits ein Jahr zuvor erwähnt. Das Bad war österreichisches Lehen, weshalb es 1434 von Herzog Albrecht an den Ehinger Bürger Hans Losser verliehen wurde. Und im Besitz dieser Familie ist das Bad auch noch 1476 nachzuweisen, als sich der damalige Inhaber, der Ehinger Bürger und Ratsherr Peter Lousser mit Albrecht Trub aus dem benachbarten Stetten daraufhin einigte, dass er für dessen Acker, in dem das Wasser für den Brunnen entsprang, einen jährlichen Zins zu bezahlen habe. Dies sollte auch gelten, wenn der Brunnen einmal kein Wasser gebe. Später war das Bad im Besitz der Familie Speth und 1498 verkaufte Hans Speth zu Schülzburg für über 362 Gulden das Gut Käswasser an den Ulmer Bürger Lienhart Frey. Neben Haus, Hof und Stadel sowie einer Reihe von Grund- stücken wechselten damals eine Badehütte sowie Kessel und Zuber den Besitzer und vermitteln uns so einen ersten Eindruck vom damaligen Badebetrieb. Bereits 1500 war es im Besitz des Ulmers Max Rosenstock, der dann 1502 für 300 Gulden und 50 Pfund Heller ein Haus, ein Stadel, das Badhaus sowie Gärten und weiteres Zubehör an das Ehinger Heilig-Geist-Spital verkaufte. Wie erwähnt stand für die Gäste im Käswasser schon 1502 ein eigenes Badhaus zur Verfügung. Darüber hinaus steht fest, dass Kessel und Zuber für die Anwendungen genutzt wurden. Wie nicht anders zu erwarten, schickte auch das Spital arme, alte und kranke Bewohner dorthin zum Baden, wie der Spitalabrechnung zum Beispiel aus dem Jahre 1579 zu entnehmen ist. Sie alle setzten ihre Hoffnung auf die Wirksamkeit der unweit des Hofes zu Tage tretenden Mineralquelle, von deren Geruch und Aussehen sich der Name für das Bad herleitet. Der alten Oberamtsbeschreibung von 1826 ist zu entnehmen, dass sie etwas kohlensaures Gas, kohlensaures Natrium, kohlensaure und schwefelsaure Gips- und Kalker- de enthielt und einen dem Namen entsprechenden Geruch verströmte. In früherer Zeit wurde das Käswasser auch in Käswasser oder Käsho f von Dr. Ludwig Ohngemach Badebetrieb Schankgerechtigkeit Landwirtschaft der Bäderliteratur erwähnt. 1538 sprach Gregorius Salzmann von Ulm von einem „gar… nutzbar und fruchtbar bad“ dessen Wasser „…in seiner Vermischung Saliter (Salpeter), Schwefel und ein wenig Kupfer“ enthalte und mehr den Männern als den Frauen nutze. In späterer Zeit ging die Quelle offenbar verloren, konnte aber 1872 wieder aufgefunden werden. Bei einer Untersuchung ihres Wassers konnte ein Apotheker aber keinen Schwefel sondern lediglich bituminöse Stoffe aus pechschwitzenden Süßwasserkalken feststellen. Zu einer weiteren Nutzung scheint es nicht mehr gekommen zu sein. Seit wann zum Käshof eine Schankgerechtigkeit gehörte, die zweifellos nicht unmaßgeblich zu seiner Attraktivität beitrug, ist nicht bekannt. Schon einer Besitzaufstellung des Spitals aus dem Jahr 1615 ist zu entnehmen, dass Wein ausgeschenkt werden durfte, von dem der „Käswasserer“ das Umgeld (Getränkesteuer) der Stadt sowie „des Kaysers Pfennig“ abzuführen hatte. Später durfte offenbar auch Bier gebraut, Branntwein hergestellt und gebacken werden. Gelegentlich scheint es im Käswasser hoch hergegangen zu sein. So musste sich Hans Leygarten 1659 vor dem Spitalamt wegen eines Schlaghandels mit einem Bauern aus Stetten verantworten, den er offenbar blutig geschlagen hatte und der anschließend die Kunstfertigkeit eines der Ehinger Barbiere in Anspruch nehmen musste. Erschwerend wurde zudem vermerkt, dass Leygart „Gott … gelestert“ habe. Eine weitere Einnahmequelle bildete die nicht ganz unbe deutende Landwirtschaft. Bereits 1502 gehörten zum Käs- wasser mehrere Gärten und zehneinhalb Jauchert Acker- land. Außerdem hatten die Inhaber, seit 1530 belegbar, das Recht zehn Pferde oder Rinder auf die Dettinger Weiden zu schicken. Eigengut besaßen und bewirtschafteten die Inhaber des Käswassers wohl nur ausnahmsweise. Michael Pausenhard erwarb im Herbst 1700 ein Jauchert Acker am Märzenberg oder Marchtaler Weg für 71 Gulden.
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