Jahrbuch 2020

KUNST UND KULTUR | 98 | Jahrbuch Ehingen 2020 Kultur in Zeiten des Abstands Kultur allgemein Der Verzicht auf gemeinsame Kulturerlebnisse war eine von vielen Einschränkungen, die den Alltag in den Frühjahrs- und Sommermonaten 2020 bestimmt haben. Mit dem Lockdown Mitte März kam auch das kulturelle Leben in Ehingen voll- ständig zum Erliegen. Die bis dahin herrschende Vorfreude auf ein vielseitiges Veranstaltungsprogramm, darunter das 25. Jubiläum des Musiksommers, wurde von einem auf den anderen Tag abgelöst von großen Unsicherheiten. Sämtliche kulturellen Einrichtungen mussten per Verordnung geschlos- sen werden. Allerdings lief auch während des Lockdowns die Arbeit im Kulturamt hinter den Kulissen auf Hochtouren weiter. Zunächst standen Absagen und die Rückabwicklung von Veranstaltungen im Vordergrund. Dabei galt es unter ande- rem, Künstlerinnen, Künstler und Veranstaltungsagenturen bestmöglich mit Nachholterminen zu unterstützen. So konnte schließlich ein Großteil der ursprünglich geplanten Kultur- veranstaltungen verschoben werden. Parallel dazu wurde – nicht ohne einen gewissen Optimismus – die neue Spielzeit 2020/2021 vorbereitet. In den Bereichen Volkshochschule und Musikschule konnten jeweils digitale Angebote auf den Weg gebracht werden, die dank der Flexibilität aller Beteiligten gut angenommen wurden. Die Bücherei ermöglichte die Bestellung individu- eller Medienpakete und die Galerie erfreute Menschen aller Altersgruppen mit einem virtuellen Mitmach-Projekt. Auch in der Lindenhalle herrschte nicht lange Einsamkeit, da sich das geräumige Kultur- und Tagungszentrum schon bald als ide- ales Ausweichquartier für unterschiedlichste Sitzungen und Besprechungen entpuppte. Die schrittweise Wiedereröffnung der kulturellen städtischen Einrichtungen unter den geltenden Sicherheits- und Hygiene- bedingungen war schließlich mit weitaus größerem Aufwand verbunden als der komplette Shutdown. Angesichts einer fast täglichen Flut an neuen Verordnungen und Richtlinien für die unterschiedlichsten Bereiche waren – und sind nach wie vor – flexible und kreative Lösungen gefragt, um einerseits wie- der Kultur genießen und andererseits einen größtmöglichen Schutz vor Infektionen zu bieten. Nach einer langen Zeit des Verzichts auf gemeinschaftli- che Kulturerlebnisse startete auch die Live-Kultur in der Lindenhalle im Juli endlich wieder. Auch wenn seitdem nur ein Bruchteil der Besucherplätze belegt werden kann und behördliche Anordnungen, Abstands- und Hygieneregeln nach wie vor eine große Rolle spielen, lässt der enorme Pub- likums-Zuspruch die allgemeine Sehnsucht nach analogen Orten der Begegnung, des Austauschs und der Inspiration erahnen. Kultur in ihrer künstlerischen, regionalen und über- regionalen Vielfalt ist und bleibt ein unverzichtbarer Bestand- teil unserer Stadt.

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