Jahrbuch 2021

Jahrbuch Ehingen 2021 | 119 Über die Anfänge des Rauchens in Ehingen von Ludwig Ohngemach Schon bei ihren ersten Begegnungen mit den Einwohnern Amerikas, bei den Forschungsfahrten Christopher Columbus Ende des 15. Jahrhunderts, lernten die Europäer den Tabak kennen und brachten ihn in ihre Heimat. Dort versuchte man zunächst mit Verboten seine Verbreitung und seinen Genuss zu verhindern oder zumindest zu steuern. In Deutschland trugen zur Ausbreitung des Rauchens vor allem Soldaten während des 30-jährigen Krieges bei. Aber noch Mitte des 17. Jahrhunderts gab es auch in den habs- burgischen Erblanden in Österreich und in vielen anderen Gebieten Verbote, Tabak zu verkaufen. Anfänglich war seine Abgabe lediglich als Medizin durch Apotheken erlaubt. Wegen der Lücken in der Überlieferung, verursacht durch den Stadtbrand, sind Aussagen über die Verhältnisse in Ehingen erst für die Zeit nach 1688 möglich. Aktenkundig wurde der neue Brauch zum ersten Mal, als der Rat am 7. Dezember 1689 Jakob Handschuh von Feldstetten für den Diebstahl von Tabak bestrafte. Da er den Tabak, der offenbar in Rollenform vorlag, ohne Anwendung von Gewalt gestohlen hatte, musste er lediglich eine Nacht im „tiefen Turm“ ver- bringen. Strafmildernd wirkte sich aus, dass das Diebesgut ohne größeren Verlust an seinen rechtmäßigen Eigentümer zurückgegeben werden konnte. Handschuh war zudem Erst- täter und hatte glaubhafte Reue gezeigt. Handschuh, der als armer Mann bezeichnet wird und der dem Almosen nachging, sollte zudem 40 Kreuzer Unkosten erstatten. In der Folgezeit ist unübersehbar, dass sich die Obrigkeiten bemühten, das Rauchen, das sich damals offenbar rasch immer weiterverbreitete, einzuschränken und mit Verboten zu reglementieren. Ein wichtiges Argument hierbei war ins- besondere die mit dem Rauchen verbundene erhebliche Feuersgefahr. Im November 1697 versuchte der Rat sogar, „das Tabackh trünckhen, weil es so starkch eingerissen und so gemein geworden“, ganz zu verbieten. Wer damals rauchend auf der Gasse angetroffen wurde, sollte mit 30 Kreuzern bestraft, wer in Ställen und Stadeln, dem Kornhaus oder an anderen durch Feuer besonders gefährdeten Orten rauchte, sollte gar eineinhalb Gulden Strafe bezahlen. Rauchen in Ehingen Rauchen erhöht die Feuersgefahr Schnupftabakdose von Karl Kurz (1785-1873). Der Chirurg Karl Kurz hat als Unterarzt der württem­ bergischen Truppen am Russlandfeldzug Napo- leons teilgenommen. Die dabei erlittenen Gesund- heitsschäden zwangen ihn nach seiner Rückkehr nach Ehingen den Unterhalt für seine Familie als Ratsdiener zu verdienen.

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