Jahrbuch 2021

MUSEUM UND HISTORISCHES 120 | Jahrbuch Ehingen 2021 Der Tabak wurde als Schnupftabak genossen, geraucht wurde er zumeist in der Pfeife. 1701 gab es im Rat Un­ stimmigkeiten über das Recht, Tabakspfeifen herzustellen und zu verkaufen. Christoph Karl Wismeyer setzte gegen den Beisitzer Kilian durch, dass er wegen seines Bürgerrechts in seinen Interessen geschützt wurde und Kilian untersagt wurde, Pfeifen zu verkaufen. Wismeyer war „Spihlmann“ und ursprünglich Beisitzer gewesen, verfügte also nicht über das Stadtbürgerrecht. Dennoch konnte er im September 1696 in der oberen Stadt ein halbes Haus erwerben. In der Folgezeit bemühte er sich dann auch um das Bürgerrecht, das er 1697 für sich und seine Frau erwerben konnte. Ob Wismeyer auch später noch Tabakspfeifen verkaufte ist nicht bekannt. Tabak selbst konnte üblicherweise bei den Ehinger Händlern erworben werden. So verkaufte auch Wilhelm Besson in seinem Laden Tabak, was beiläufig 1766 anlässlich einer Ratsverhandlung über Verbalinjurien aktenkundig wurde. Diese waren in seinem Verkaufslokal ausgetauscht worden. Dort im Rat befasst man sich immer wieder mit dem Rauchen, wobei die hiermit verbundenen Feuersgefahren im Mittel- punkt standen. Im Herbst 1705 erließ er für die Dauer der Drescharbeiten ein Rauchverbot. Und auch 1729 erging, vermittelt über die zwölf Zunftmeister an die Bürgerschaft die Anweisung, bei dem Trasch“ nicht zu rauchen, was beispiels- weise 1731 und auch 1752 erneuert und bekräftigt wurde. Allerdings kam ein komplettes Verbot nicht in Frage, da die Besteuerung des Tabaks Einnahmen brachte, worauf man offenbar nicht verzichten wollte. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts gab es in Ehingen ver- schiedentlich Bemühungen, Rohtabak weiter zu verarbeiten. Zunächst erhielten Jakob Mantz und Konrad Salliet 1787 die Spitalmühle zum Bestand auf sechs Jahre, um hier eine „Tabackfabrikh“ einzurichten. Das „Bestands-“ oder Pachtgeld sollte immerhin jährlich 15 Gulden betragen. Es kam auch tatsächlich zu einem Pachtvertrag mit der Stiftung, so dass die Spitalrechnung des folgenden Jahres 1788 die Einnahme das Bestandsgeldes für eine „Tabackfabrickh“ ausweist. Wenig später wollte auch Stadtrat Zeiller im städtischen Brunnenwerk hinter der Stadtpfarrkirche an der Schmiech ein Tabakwerk einrichten. Als der Rat hiervon erfuhr, ließ er die Anlage durch den Brunnenmacher Anton Wurster besichtigen. Dieser urteilte, dass das durch die Wasserkraft der Schmiech angetriebene Tabakwerk lediglich bei hohem Wasserstand zu gebrauchen sei. Zudem gefährde es die Funktionsfähigkeit des Wasserwerks. Da man die Wasser- versorgung der städtischen Brunnen nicht gefährden wollte, machte der Magistrat diesen Plänen ein schnelles Ende. Zu Anfang des 19. Jahrhunderts war die Nachfrage nach Tabak offenbar recht beachtlich. So boten 1826 immerhin acht Geschäftsleute und Geschäftefrauen Tabak zum Kauf an. Auch die jeweiligen Absatzzahlen sind überliefert und reichen von einem halben Zentner bis zu fünf Zentner. Insge- samt summierten sich die Verkäufe auf insgesamt mindestens 21 dreiviertel Zentner, wobei der Magistrat aber anmerkte, dass es sich hierbei zumeist um „geringe Tabake“, also eher geringere Qualitäten handele. „... Die bessere Gattungen [würden] meist von den Tabaks Liebhabern selbst von außen“ bezogen werden. Verbote, Verbote Tabakfabrikation Doppelköpfige Meerschaumpfeife Schnupf- und Rauchtabak Andererseits akzeptierte man, dass der Handel mit Tabak zumindest als Nebeneinnahmequelle genutzt wurde. So erlaubte der Rat im Januar 1698 dem Torwart am Unteren oder Riedlinger Tor Tabak zu verkaufen. Möglicherweise ging man davon aus, dass dieser außerhalb der Stadtmauern geraucht wurde. Jedenfalls verpflichtete man den Torwart, der Wirtszunft 17 Kreuzer 1 Heller in die Zunftlade zu geben. Auch Abgaben an die Obrigkeit waren offenbar vorgesehen. Tabakhandel

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