110 | Jahrbuch Ehingen 2022 KUNST UND KULTUR | VOLKSHOCHSCHULE Anfang März wurde im Ernst und Anna Rumler-Saal das 75-jährige Bestehen der Volkshochschule Ehingen gefeiert. Oberbürgermeister Alexander Baumann und vhs-Leiter Jürgen Morasch hießen alle Anwesenden herzlich willkommen. Stadtarchivar Ludwig Ohngemach und Peter Dunkl, ehemaliger vhs-Leiter, referierten zur Geschichte der Ehinger Volkshochschule, die 1947 unter der französischen Militärregierung als „Volksbildungswerk“ ihren Anfang nahm. Ein Jubiläum in Zeiten der Pandemie? Jürgen Morasch betonte, dass gerade in krisenhaften Zeiten der Blick in die Geschichte helfen könne, um wieder Mut für die Zukunft zu fassen. Abgeleitet von einem Schiller-Zitat, das auf dem Titel einer der ersten Ausstellungen von damals prangte, lautete das Motto für das Frühjahrs- und Sommersemester Leben Sie mit uns auf! Mit Sekt, Häppchen und musikalischer Untermalung der Formation Jazz Orange wurde dem Motto an diesem Abend sogleich Folge geleistet. Lesung und Gespräch mit Edgar Selge Der ehemalige und der aktuelle Leiter der Volkshochschule: Peter Dunkl (links) und Jürgen Morasch. +JNJWQNHMJW &ZKYFPY _ZR /ZGNQoZRy JRJ JW Edgar Selge gehört zu den bedeutendsten Charakterdarstellern Deutschlands. Mit seinem Debüt „Hast du uns endlich gefunden“ ist er nun auch ein überaus erfolgreicher Autor. Sein autobiographisches Buch erzählt aus der Perspektive eines Zwölfjährigen; eine Kindheit um 1960. Schauplatz ist eine Stadt, nicht groß, nicht klein. Ein bürgerlicher Haushalt, in dem viel Musik gemacht wird. Der Vater ist Gefängnisdirektor. Der Krieg ist noch nicht lange her, und die Eltern versuchen, durch Hingabe an klassische Musik und Literatur nachzuholen, was sie ihre „verlorenen Jahre“ nennen. Zugleich sind sie nicht in der Lage, die Wahrheit über ihr Verhalten während der NS-Diktatur zu akzeptieren. Im Dialog mit vhs-Leiter Jürgen Morasch, der Selge bereits aus Theaterzeiten seit vielen Jahren kennt, stellte der Autor sein berührendes, aber auch unterhaltsames Buch vor. Das Publikum im sehr gut gefüllten Ernst und Anna Rumler-Saal lauschte gespannt und belohnte diese „Sternstunde der vhs“ mit langanhaltendem Applaus.
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