Jahrbuch 2024

KUNST UND KULTUR | 110 | Jahrbuch Ehingen 2024 Theater, Konzerte, Kabarett | Kulturelle Projekte Kabarett zum Weltfrauentag Zur beliebten Tradition ist mittlerweile das Kabarett zum Weltfrauentag – mit einem Glas Sekt zum Empfang – geworden. So ist der Ernst und Anna Rumler-Saal im Franziskanerkloster am 8. März in der Regel bis zum letzten Platz belegt. In diesem Jahr verzückte Rosemie Warth das überwiegend weibliche Publikum. Für Rosemie gibt es keine passende Bezeichnung: Sie ist die herrlich verklemmte Schwäbin, die in ihrer Mischung aus Begriffsstutzigkeit, schlauer Selbstironie und beeindruckender Lebensphilosophie die ach so menschlichen Missgeschicke aufzeigt und das Publikum zugleich mit Charme und Herzenswärme umarmt. Und so bot Rosemie in Ehingen einen mitreißenden, berührenden, einzigartig wahrhaftigen und unfassbar komischen Abend. Rosemie ist einfach Rosemie und verzaubert damit alle. Rosemie: Sonst nix… Der Satiriker und Sprachkünstler René Sydow sowie die Lyrikerin Christine Langer und Pianist Dirk Maassen boten zum Abschluss der Kultursaison Kleinkunst-Abende der besonderen Art. Große Kleinkunst zum Saisonende René Sydow: In ganzen Sätzen Innenräume, Windmusik und Spiegelschrift in Pfützen Ein Feuerwerk an Sprachkunst und politischer Satire brachte René Sydow mit seinem Programm „In ganzen Sätzen” am 11. Juli auf die Bühne der Ehinger Lindenhalle. Nachdenklich und zum Nachdenken anregend deklinierte er Politik, Gesellschaft und private Befindlichkeiten bissig und unverblümt in sprachlicher Höchstform durch. Manch unbequeme Wahrheit machte deutlich, wie komplex die moderne Welt geworden ist, wie alles mit allem zusammenhängt und dass einfache Lösungen und Antworten Augenwischerei sind. Wer braucht die „3.600 Interaktionen“, die „ein normaler Mensch mit seinem Smartphone“ täglich hat und mit denen wir „weder den Klimawandel aufhalten, noch die Welt befrieden oder Gleichberechtigung herstellen, weil wir alle viel zu sehr damit beschäftigt sind, uns vor Sonnenuntergängen in Yoga-Posen zu filmen und Tonnen von Strom und CO2 zu verbrauchen, indem wir stündlich Millionen Selfies hochladen, die der Welt verzweifelt unsere Minderwertigkeitskomplexe vorhalten...“. Brillantes politisches Kabarett, das mit langanhaltendem Applaus gewürdigt wurde. Ganz andere Töne gab es am 17. Juli im Franziskanerkloster: Die Lyrikerin Christine Langer und der Komponist Dirk Maassen präsentierten ihr Programm „Innenräume, Windmusik und Spiegelschrift in Pfützen“. Lyrisch-musikalische Licht- und Schatten-Momente, luftige Gedankengänge und Assoziationsketten versetzten das Publikum im vollbesetzen Ernst und Anna Rumler-Saal im Franziskanerkloster für zwei Stunden in eine andere Welt. Man konnte sich, angeregt durch die Gedichte von Langer und die korrespondierende Klaviermusik Maassens, die den Raum durchflutete, seine eigenen geistigen Räume erschaffen, Worte und Atmosphäre einfach genießen: „Neue Himmel hinter den Rändern des Altbekannten“ taten sich auf. Leidenschaft für Sprache und politische Satire: René Sydow. Lyrik und Klaviermusik erschaffen eine einzigartige Atmosphäre.

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