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44 Jahrbuch Ehingen 2018

Mai 2018

Tradition und Verbundenheit mit der Stadt:

Der Große

Zapfenstreich

in Ehingen

Der Große Zapfenstreich fand traditionsgemäß am Vorabend

vor Fronleichnam auf dem Marktplatz statt. Gemeinsam mit

der Historischen Bürgerwache Ehingen zelebrierten der Eh-

renzug des Kommandos Operative Führung Eingreifkräfte

aus Ulm sowie eine Abordnung der Bürgergarde Salzburg

das feierliche Zeremoniell. Oberbürgermeister Alexander

Baumann und Josef Stocker, Kommandant der Ehinger Bür-

gerwache, schritten gemeinsam die Front ab. Erneut waren

viele Ehinger Bürgerinnen und Bürger gekommen, um den

Großen Zapfenstreich mit zu verfolgen. Oberbürgermeister

Baumann konnte zahlreiche Ehrengäste begrüßen. Neben

Gardehauptmann Albert Schempp von der Bürgergarde der

Stadt Salzburg war Generalmajor Klaus Habersetzer vom

Ulmer Bundeswehr-Kommando zu Besuch. Auch die Bun-

destagsabgeordnete Ronja Kemmer und Landtagsabgeord-

neter Manuel Hagel waren nach Ehingen gekommen. Das

Stadtoberhaupt ging in seiner Rede auch auf das Fronleich-

namsfest tags darauf ein. Erstmals wurden der Gottesdienst

und ein Teil der Prozession deutschlandweit im Fernsehen

übertragen.

Auszug aus der Rede des Oberbürgermeisters:

„Fronleichnam gehört zu den kirchlichen Hochfesten im Jah-

reskreis und ist damit einer der kirchlichen Feiertage, die

schon seit frühesten Zeiten das Jahr gegliedert und für das

öffentliche Leben große Bedeutung hatten und bis heute ha-

ben.

Fronleichnam wurde im Jahr 1246 zuerst im Bistum Lüttich

eingeführt. Papst Urban IV. erhob es zu einem Fest der

Gesamtkirche, bevor es 1317 unter Papst Johannes XXII.

endgültig weltweit angeordnet wurde. Seinen besonderen

Charakter erhielt Fronleichnam mit der Prozession durch die

Stadt, die gelebtes Christentum versinnbildlicht.

Von den Reformatoren wegen fehlender biblischer Begrün-

dung abgelehnt, erhielt das Fest seit dem Konzil von Trient

(im 16. Jahrhundert) auch einen demonstrativen Akzent, in-

dem man bei oft prunkvollen Prozessionen mit großem Auf-

wand seinen Glauben zeigte.

Besonders seit der Barockzeit waren Prozessionen – auch

zu zahlreichen anderen Anlässen – sehr verbreitet und nah-

men im kirchlichen und öffentlichen Leben eine wichtige Rol-

le ein. Dies gilt zweifellos auch für Ehingen, wobei Teilneh-

mer des Zuges nach Standeszugehörigkeit gegliedert waren.

Eigene Abteilungen bildeten die Geistlichkeit, die städtischen

und herrschaftlichen Amtsträger und die verschiedenen Bru-

derschaften. Eine eigene Abteilung bildete das Bürgermilitär.

1780 nahmen an der Fronleichnamsprozession immerhin ein

Leutnant und ein Fähnrich, fünf Musikanten, vier Tambou-

re, sechs Korporale, 48 Mann zu Fuß und 24 Reiter mit vier

Dragoneroffizieren teil und wurden dafür aus der Stadtkasse

entlohnt.