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Jahrbuch Ehingen 2018 143

19. Januar – Tina Teubner

Die mit dem Deutschen Kleinkunstpreis und dem Deutschen

Kabarettpreis ausgezeichnete Tina Teubner und der Musiker

Ben Süverkrüp gastierten im Franziskanerkloster und be-

scherten dem Ehinger Publikum einen hinreißenden Abend.

Entgegen dem Programmtitel „Männer brauchen Grenzen“

lieferte das Duo keinen Abend mit plattem Mann-Frau-Ge-

plänkel: Intelligent und leise, mit feiner Ironie und spitzen

Pointen, elegant vorgetragen, widmeten sich Teubner und

Süverkrüp kabarettistisch und musikalisch dem Thema Be-

ziehung auf eigene Art und Weise. Alltägliche, wohl bekannte

Beziehungssituationen waren in eine Sprache schönster Po-

esie verpackt, die eines offenbarte: Das Wichtigste sind die

Liebe und das Leben. So war der Abend weniger den Gren-

zen als dem Grenzenlosen gewidmet: „…grenzenlos albern.

Grenzenlos wehmütig. Grenzenlos mitreißend. Aber immer

hemmungslos wesentlich.“ „Was mich wirklich mal interes-

sieren würde, ob es eigentlich juristisch möglich ist, auch als

Außenstehender für fremde Paare die Scheidung einzurei-

chen. Einfach damit man das Elend nicht mehr sehen muss.“

(Tina Teubner)

26. April – Matthias Deutschmann

Der Mann mit dem Cello: Opus Dreizehn

Politisches Kabarett ist in Deutschland ohne Matthias

Deutschmann nicht denkbar. Seit rund 40 Jahren rüttelt er auf.

Gesellschaftliche Komfortzonen sind bei ihm Fehlanzeige. Er

ist der Mann mit dem Cello, das er in seinem Programm als

lyrischen Kontrapunkt zu seinen oft giftigen Pointen einsetzt.

Ein brillanter Kabarettist, der hochintelligentes Polit-Theater

zeigt, bitterböse und unprätentiös. In der Lindenhalle präsen-

tierte er sein Programm „Wie sagen wir’s dem Volk?“. Mit

auf Tour waren Erdogan, Putin, Kim Jong-un, Trump, Schulz,

Göring-Eckhardt und der ganze Irrsinn dieser Welt.

Bei Deutschmann hat das Publikum Freiraum zum Denken:

„Demokratie ist, wenn alle wählen dürfen. Was aber wenn

dann die Falschen wählen...?“ Seine dahingeplauderten

Sätze wirken fast wie improvisiert, doch die Ruhe, mit der er

seine Worte und Sätze verklingen lässt und dabei sein Cel-

lo anschlägt, ist seine Kunst, sorgfältig gewählt und geplant:

„Wenn man bedenkt, dass Trump evolutionsbiologisch aus

der Pfalz stammt, aus unserem Genpool…Also: Ob wir Deut-

schen zu Hause bleiben oder nicht, wir bringen immer Elend

in die Welt.“

Ob internationale Politik, Eurovernichtungsmaschine Ber-

liner Flughafen oder „Demenzlibero“ Franz Beckenbauer:

Deutschmann sinniert – hart am Rande der Erträglichkeit,

vorgetragen mit süffisant-sonorer Stimme und messerscharf:

„…Deutschland steht an einer gefährlichen Kreuzung. Von

links kommt nichts, aber von rechts!“

Kabarett:

Zwei Größen des deutschen Kabaretts hatte das städtische Kulturamt im Januar und April zu Gast. Tina Teubner widmete sich

der Liebe, Matthias Deutschmann der Politik.