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Ein kleiner Stadtrundgang
Die Anfänge Ehingens lagen in der Schmiechniederung in der
Unteren
Stadt
, die noch im15. Jahrhundert als Altstadt bezeichnet wird. ImStadt-
bild lässt sich dieser organisch gewachsene Teil der Stadt, dessen Gassen
dem Verlauf der Schmiech und dem Gelände heute noch folgen, leicht
von der
Oberen Stadt
unterscheiden. Letztere entstand unter Federfüh-
rung der Grafen von Berg und weist planmäßig sich rechtwinklig schnei-
dende Straßen und Gassen auf. Die Grafen von Berg waren es auch, die
Ehingen wohl um 1230 zur Stadt ausbauten.
Zunächst begann man die Obere Stadt mit einer Ummauerung zu schüt-
zen. Aber nur wenig später wurde auch der alte Siedlungskern an der
Schmiech in die Befestigungsanlagen einbezogen. Reste dieser Stadt-
mauern sind beimehemaligen Franziskanerkloster, imBereich desMarch-
taler Hofes sowie insbesondere am Viehmarkt zu sehen. Dort wurde ein
kleiner Abschnitt des
Wehrganges
rekonstruiert. Nicht weit davon si-
cherte der
Pfisterturm
, ein mit Geschützpforten versehener Artillerie-
turm, die stark gefährdete Nordseite der Stadt.
Die Stadtpfarrkirche
St. Blasius
weist noch Bauteile aus dem 14. Jahr-
hundert auf. Ihr Erscheinungsbild wird aber vor allem von den Umbauten
bestimmt, die in mehreren Abschnitten im Verlauf der Barockzeit vorge-
nommen wurden. Einschneidend waren insbesondere die mehrfachen
Verbreiterungen des Kirchenschiffes – zuletzt 1738 – sowie die Barocki-
sierung. In den Jahren 1754/58 wurde der Chorbereich, der beim Stadt-
brand 1749 stark beschädigt worden war, neu gestaltet. Der Turm wurde
1888 erneuert, wobei man das ältere Untergeschoss beibehielt. Das Ober-
teil erhielt sein heutiges Aussehen 1958.
Gegenüber der Unteren Stadt galt die Oberstadt immer als bevorzugter
Standort innerhalb Ehingens. Hier befindet sich der
Marktplatz
mit wich-
tigen Amtsgebäuden. An seiner Südseite steht das
Rathaus
, das 1713 er-
richtet wurde. Ein Vorgängerbauwar 1688 bei einemEinfall der Franzosen
den Flammen zum Opfer gefallen.
Das
Landhaus der schwäbisch-österreichischen Landstände
ließ
1750 der Posthalter und Apotheker Mennas Menne an Stelle seiner beim
Stadtbrand 1749 vernichtetenApotheke errichten. In den Besitz der Stän-
de ging das Haus erst 1769/70 über. Diese stellten das Gebäude, das teil-
weise noch im Rohbau war, in den folgenden Jahren fertig. 1805 fiel es
an den württembergischen Staat, der es für sein Oberamtsgericht nutzte.
Heute befindet sich hier das Amtsgericht.
Der Adel der Umgebung verfügte vielfach über eigene Häuser in Ehingen.
Im sogenannten
Schlösschen
, an der Nordwestecke des Marktplatzes,
saßen die Herren von Ellerbach. Später wohnte hier der Mundartdichter
Carl Borromäus Weitzmann (1767 – 1828).
Der
Brunnen
des Göppinger Bildhauers Kurt Grabert schmückt seit 1987
denMarktplatz. Mit seinen verschiedenenMotiven verweist er auf unter-
schiedliche Begebenheiten und Aspekte aus der Geschichte Ehingens.
Stadtauswärts an der Oberen Hauptstraße findenwir das Kanzleigebäude
des Kantons Donau der Reichsritterschaft – das sogenannte
Ritterhaus
.
1692 errichtet, überragt esmit seinemkraftvollenBarockgiebel die benach-
bartenBürgerhäuser und legt Zeugnis vomSelbstbewusstsein der Ritter ab.
Heute ist dort eine Außenstelle des Landratsamtes untergebracht.
Den Abschluss der Oberen Stadt nach Norden zum Groggental bildet das
ehemalige
Benediktinerkolleg mit Herz-Jesu-Kirche
. 1698 bis 1709
wurde der mächtige Baukörper für das Gymnasium von den Patres der
nahen Abtei Zwiefalten errichtet. 1719 folgte die Kollegiumskirche zum
Herzen Jesu. Die Pläne gehen auf den bekannten Barockbaumeister Franz
Beer aus Vorarlberg zurück. Nach 1825 wurde hier ein bischöfliches Kon-
vikt eingerichtet. Seit 1995 dient das Kolleggebäude als Grundschule.
In unmittelbarer Nachbarschaft, ebenfalls an der Stadtmauer zum Grog-
gental, steht der
Speth’sche Hof
. Die Herren von Speth errichteten den
eindrucksvollen Fachwerkbau, der in seinem Inneren teilweise kunstvolle
Stuckdecken aufweist, 1624 als Stadthaus. Seit 2010 beherbergt das Ge-
bäude eine städtische Galeriemit modernen Kunstwerken der Sammlung
Nöth.
Eine ganze Reihe benachbarter Klöster unterhielt in der Stadt Schaffneien
Ehinger Marktbrunnen