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Ehingen – Von der Siedlung zur Stadt
Aufgrund zahlreicher Funde steht fest, dass das spätere Stadtgebiet Ehin-
gens und seiner Teilorte bereits in vor- und frühmittelalterlicher Zeit von
Menschen besiedelt war.
Der Name Ehingenwird 961 als „Ehinga“ erstmals sicher genannt. Damals
lag die Siedlung in der „Muntricheshuntare“, später gehörte sie zur Herr-
schaft der Grafen von Berg. Diese veranlassten den Ausbau Ehingens zur
Stadt. 1253 ist in einer Urkunde erstmals von „cives“, von Bürgern die Re-
de. 1254 wird ein „Minister“, ein Ammann, als Vertreter des Stadtherrn
erwähnt. 1267 wird Ehingen erstmals als Stadt bezeichnet.
Als Siegel der Stadt und als Wappen wurde das Berger Familienwappen
übernommen, das einen fünfmal schräg geteilten Schild in den Farben
Weiß-Rot (Silber-Rot) zeigt.
1343 verkaufte Graf Konrad von Berg seine Herrschaften und damit auch
seine Stadt Ehingen an Österreich. Dies bedeutete eine Weichenstellung,
die bis 1805, bis zur Eingliederung ins spätere Königreich Württemberg,
Geltung haben sollte. Allerdings verpfändeten die Habsburger ihre neu
erworbenenHerrschaften bald an verschiedene Adelige. Erst 1568 gelang
es Ehingen, die Pfandschaft an sich selbst auszulösen. Darüber hinaus
konnten die Bürger nach und nach verschiedene Privilegien erwerben.
Wichtig war die Befreiung von auswärtigen Gerichten und die Übertra-
gung der Blutgerichtsbarkeit auf das Stadtgericht.
Maßgeblich zur Attraktivität des Lebens in der Stadt trug die Sicherheit
bei, welche die Stadtmauern in den oft unruhigen Zeiten boten. In Ehin-
gen wurde zunächst die neu angelegte Obere Stadt ummauert. Bis 1343
bezog man dann auch den alten Siedlungskern, der an der Schmiech lag,
in die Befestigungsanlagen ein.
Der Wohlstand der Ehinger Bevölkerung beruhte vorwiegend auf Hand-
werk und Gewerbe wie Tucher, Weber oder Weißgerber.
Kriege und Stadtbrände
Der Bauernkrieg verlief für unsere Stadt vergleichsweise glimpflich und
ohne nachhaltige Schäden. Dagegen wurde sie im Verlauf des 30-jähri-
gen Krieges mehrfach besetzt, wobei es hinsichtlich der Verwüstungen
und Belastungen kaumeinen Unterscheidmachte, ob es sich bei den ein-
quartierten Soldaten um verbündete oder feindliche Truppen handelte.
Doch auch nach dem Krieg hatten die Ehinger mehrfach Unglücksfälle
und deren Folgen zu verkraften. Insbesondere zwei große Brände haben
im Stadtbild Spuren hinterlassen:
1688 drangen die Franzosen im Zuge einer Strafexpedition zur Erzwin-
gung von Abgaben in die Stadt ein. Bei ihrem Abzug setzten sie das Rat-
haus in Brand. Dem Feuer, das sich rasch ausbreitete, fielen zahlreiche
weitere Häuser am Marktplatz zum Opfer.
Noch verheerender wütete 1749 ein durch Unachtsamkeit verursachtes
Feuer an der Oberen Hauptstraße. Damals wurden rund 100 Häuser und
Stadel zerstört. Erst nach geraumer Zeit konnten die wirtschaftlichen
Folgen der Katastrophe überwunden werden.
Die Bedeutung Ehingens nach dem 30-jährigen Krieg beruhte nicht zu-
letzt darauf, dass sich hier regelmäßig die schwäbisch-österreichischen
Stände versammelten. Zunächst im Rathaus, ab 1771 im so genannten
Landhaus amMarktplatz berieten die Vertreter der habsburgischen Städte
und Herrschaften zwischen Iller und Neckar etwa über Steuerfragen.
Darüber hinaus hatte in Ehingen seit Ende der 1680er Jahre die Kanzlei
des Ritterkantons an der Donau ihren Sitz. 1692 ließ dieser das repräsen-
tative Ritterhaus als Verwaltungs- und Kanzleigebäude an der Oberen
Hauptstraße errichten.
Als nach dem verlorenen Krieg gegen Frankreich Habsburg im Frieden
von Preßburg 1805 seine Vorlande an die französischen Verbündeten ab-
treten musste, kam Ehingen nach über viereinhalb Jahrhunderten unter
österreichischer Landesherrschaft an das neu geschaffene Königreich
Württemberg.
Bereits im folgenden Jahr bestimmte man es zum Sitz eines Oberamtes,
den Vorläufern der heutigen Landkreise.
1869/70 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Zur Ansiedlung
größerer Industrieunternehmen kam es jedoch erst gegen Ende des 19.
Jahrhunderts, wobei aber das 1890 gegründete Zementwerk bereits 1927
wieder abgebrochen wurde. Weiterhin boten Textilunternehmen und ab
1937 eine Zellstofffabrik Arbeitsplätze.
Bei Kriegsende 1945 blieb die Stadt von größeren Kriegsschäden ver-
schont. NachÜberwindung schwieriger Anfangsjahre hatte auch Ehingen
am Wirtschaftswunder der 1949 gegründeten Bundesrepublik Anteil.
DurchNeuansiedlung und Ausbau bestehender Betriebe nahmdie Anzahl
industrieller Arbeitsplätze stark zu.
Für einschneidende strukturelle Veränderungen in der Stadt und ihrem
Umland sorgte in den Jahren 1971-75 eine Verwaltungsreform. Damals
schlossen sich insgesamt 17 ehemals selbstständige Gemeinden der Stadt
an und sorgten für einen deutlichen Zuwachs an Einwohnern.
Kirche und Pfarrei
Kirche und Pfarrei Ehingenwerden 1182 erstmals genannt. Als Pfarrkirche
diente wohl zunächst die 1822 abgebrochene Michaelskapelle. Später