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94 Jahrbuch Ehingen 2015

Jahrbuch Ehingen 2015 95

Kunst und Kultur

Aus der Galeriearbeit der Kunstfreunde sind sie nicht mehr

wegzudenken. DIE Ereignisse im Frühjahr, die eine Idee der

Kunstfreunde sind und zahlreiche Ehinger in die Städtische

Galerie im Speth´schen Hof locken und fast zu einem

Volksfest der Bürgerschaft für die Kunst geworden sind.

Die Rede ist von „Oir ra“ und der Frühlingsausstellung. Das

inzwischen zur festen Einrichtung gewordene „Oir Ra“ wendet

sich an alle, die Freude am Basteln und Tüfteln haben. Die

Bedingungen sind recht einfach, dennoch aber nicht einfach

umzusetzen. Ziel ist es, ein rohes Ei aus dem oberen

Stockwerk der Städtischen Galerie Ehingen im Speth´schen

Hof mittels eines Flugobjektes auf eine ausgewiesene

Fläche nördlich des Gebäudes zu befördern und intakt unten

ankommen zu lassen. Das Ei darf in eine Hülle verpackt

„OIR RA“

und muss mit einer Flugkonstruktion verbunden sein. Jeder

Teilnehmer darf nur ein Flugobjekt starten. Flugmodelle

aus früheren Wettbewerben werden nicht zugelassen. Das

Flugobjekt muss vom Teilnehmer selbst gestartet werden.

Fernsteuerung oder elektrischer Antrieb sind nicht erlaubt.

Nur Eier, die unbeschadet in der festgelegten Fläche landen,

werden gewertet. So machte es Jung und Alt große Freude zu

sehen, wie ihre Flugobjekte Richtung Groggensee segelten

und alle waren gespannt, ob ihr Flieger und natürlich das Ei

wohlbehalten landet.

Für das leibliche Wohl hatten die Kunstfreunde ebenfalls

gesorgt und so unterhielten sich und fachsimpelten die Teil-

nehmer und Gäste noch lange.

Frühlingsausstellung

„Wo man auch hinkommt, er ist schon da“, sagte der Kunstpädagoge Axel Kröck bei der

Eröffnung der Ausstellung „Frühlingserwachen“ in der Städtischen Galerie Ehingen. Er

meinte aber nicht nur den Frühling, sondern auch den sogenannten Aurora-Stuhl aus Plastik.

Ausgeschrieben hatten die Kunstfreunde einen Wettbewerb, diese Aurorastühle künstlerisch

zu gestalten. Insbesondere Schülerinnen und Schüler, aber auch Erwachsene hatten sich

dieser Aufgabe gestellt. So wurden in der Frühlingsausstellung 65 Exemplare gezeigt, die

aber als Sitzmöbel nicht mehr zu gebrauchen waren. Schüler und Künstler hatten den Stuhl

in Kunstobjekte verwandelt. Die Kinder vieler Schulklassen verschiedenster Schulen hatten

ihn mit viel Farbe und buntem Accessoires in lustige Frühlingsboten verwandelt. Andere

wiederum gingen mit Sägen oder Schneidbrennern dem Plastik „ans Leder“, so dass eine

reiche und sehr bunte Frühlingsausstellung entstand.

Andreas Grunert

Gleich die ganze Städtische Galerie im

Speth´schen Hof wurde einer Ausstellung von

und mit Andreas Grunert gewidmet. Mit seiner

großen Werkschau von Gemälden und Plastiken

über zwei Etagen hatte Andreas Grunert die

spätbarocken Räume der Städtischen Galerie

Ehingen in einen Kosmos poetischer Bilderträume

verwandelt. Abseits aller Modeströmungen ist

dieser Künstler konsequent seinen eigenen Weg

gegangen und hat ein zwischen Abstraktion und

Gegenständlichkeit schwebendes Werk von so

verführerischer Suggestionskraft geschaffen, dass

es die Lyrikerin Friederike Mayröcker zu manchem

Text inspiriert hat. In diesem Frühjahr hat der 1947

in Chemnitz geborene Künstler den Erich-Heckel-

Preis des Künstlerbundes Baden-Württemberg für

sein Lebenswerk erhalten. Nach seiner Begrüßung

würdigte Oberbürgermeister Alexander Baumann

das Werk des Künstlers sowie die Ausstellung in

Ehingen. Auch den Preisträger des Heckel-Preises

würdigte der Oberbürgermeister. „Dieser Preis

ist etwas Besonderes. Er ging im Jahr 1955 aus

einer Initiative aus dem sogenannten Rat der zehn

hervor. Dazu gehörten Willi Baumeister, Otto Dix,

Ida Kerkovius, Erich Heckel und andere, deren

Aktivitäten in der Gründung des Künstlerbundes

mündeten“.