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88 Jahrbuch Ehingen 2016

bAUProJeKte

HoCHbAU

Projekt:

Umbau Oberschaffnei in ein

Bürgerhaus

Baukosten:

rund 4 Millionen Euro

Bauzeit:

Oktober 2014 bis September 2016

Nach seiner wechselvollen Vorgeschichte mit verschiedenen

Nutzungen als Klosterhof, Ökonomieverwaltung, Schulge-

bäude, Sitz der Stadtverwaltung und Stadtbücherei wurde

das 1687 errichtete Gebäude von Oktober 2014 bis Septem-

ber 2016 in ein Bürgerhaus umgewandelt.

Die Einweihung, bei welcher der Umbau sehr viel positiven

Zuspruch fand, konnte am 17. September gefeiert werden.

Für die Ehinger Bürger wurde ein offenes Haus geschaffen,

welches das Miteinander, den Austausch und die Begegnung

aller Generationen und Kulturen fördert.

Die Plattform der Lokalen Agenda und die organisatorische

Hilfe durch die Verwaltung der Stadt Ehingen bieten die

Grundlage und den Rahmen für die weitere Entwicklung des

Bürgerhauses.

Ziel des Hauses ist es, durch bürgerschaftliches Engagement

auf innovative Art und Weise, für die Bürger der Stadt Ehingen

vielfältige Angebote aufzubauen.

Im Erdgeschoss soll der bereits ins Leben gerufene und

vor Ort eingerichtete Ehinger Tafelladen weiterhin sozial

schwächer Gestellten und Bedürftigen durch verbilligte

Abgabe von Waren und Lebensmitteln Hilfe leisten.

Das erste Obergeschoss beinhaltet nun ein kleines Café mit

Leseraum als zentralen Bereich für offene Begegnungen.

Angegliedert sind eine kleine Küche und ein Raum für

spielende Kinder. Zudem wurden Räume für Integration und

die Anlaufstelle der Lokalen Agenda sowie verschiedene

Beratungsangebote eingerichtet.

Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen sollen im zweiten

Obergeschoss stattfinden. Es wurden drei Seminarräume für

jeweils bis zu 18 Personen und ein größerer Seminarraum für

bis zu 50 Personen eingerichtet.

Im ersten Dachgeschoss wurden drei Räume für Vorträge,

Tanzen und Theater und ähnliche kreative Tätigkeiten

geschaffen. Zudem können Kinder aller Altersstufen und

Herkunftsländer in einer Mal- und Bastelwerkstatt unter

fachmännischer Anleitung gefördert werden.

Um im zweiten Obergeschoss und ersten Dachgeschoss

den ursprünglich offenen Raumcharakter etwas aufleben

zu lassen, wurden Teile der neuzeitlichen Flurwände durch

Glaswände ersetzt, die nun Einblicke in das Geschehen

zulassen.

Markant sind auf diesen Geschossen zudem die kräftigen

Holzsäulen, deren obere, vierseitige Aussteifungen leider in

der Vergangenheit entfernt und nun mit viel Aufwand wieder-

hergestellt wurden.

Das zweite, galerieartige Dachgeschoss kann als Regie-

bereich genutzt werden und beinhaltet neben dem Unter-

geschoss einen Teil der umfangreichen Haustechnik für die

EDV und für die Steuerung der technischen Komponenten.

Die Besonderheit bei den Dachgeschossen liegt darin, dass

durch den Ausbau der Holzböden auf den Kehlbalkenebenen

der Dachraum mit seiner ursprünglichen Konstruktion bis

hoch zum First erlebbar gemacht wurde.

Das Satteldach beginnt quasi am Fußboden des ersten

Dachgeschosses und reicht rund zehn Meter hoch. Blickt

man von den „Kreativräumen“ nach oben ergibt sich ein

imposanter „etwas zeltähnlicher“ Blick auf die Konstruktion

des historischen Dachstuhls.

Die neu geschaffenen Räume, ihre Anordnung im Gebäude

und ihre Ausstattungen optimieren die Abläufe der zukünf-

tigen Aufgaben und weisen – im Sinne der Entwicklung

und Umsetzung neuer Ideen – weitestgehend eine Multi-

funktionalität auf.

Abgerundet wird die Baulichkeit durch einen neuen, auf

der Südseite angeordneten, außenliegenden Aufzugs-

und Treppenhausturm für die behindertengerechte und

fluchtwegetechnisch ausreichende senkrechte Erschließung

sowie ein kleines Funktionsgebäude für Fahrräder und

Gerätschaften. Beim Turm kann ein neu angelegter

Freibereich für verschiedene Aktivitäten genutzt werden.

Der neue Aufzugs- und Treppenhausturm ermöglicht durch

seine großzügige Verglasung interessante Ausblicke in den

Garten, in die Stadt und in die Umgebung.

Das Gebäude wurde an die Versorgung mit Nahwärme

aus der Holzhackschnitzelheizanlage beim Johann-

Vanotti-Gymnasium angeschlossen. Für die herangeführte

Nahwärme wurde eine Übergabestation mit integriertem

Wärmetauscher eingebaut.

Neben dem Einbau moderner Kommunikationsmöglichkeiten

wurde das Augenmerk auf eine durchgängige, ener-

gieeffiziente LED-Beleuchtung und, als Besonderheit für

historische Gebäude, auf eine Wandheizung auf allen

Stockwerken entlang der Außenwände gelegt. Letzteres

ermöglicht nun eine sparsame, behagliche Beheizung mittels

Strahlungswärme.

Bei allen Entwurfsgedanken und Umbauschritten galt es zu

berücksichtigen, dass sehr schonend mit der vorhandenen,

denkmalgeschützten Bausubstanz umgegangen wird.

Dies galt speziell für die umfangreichen, zeitintensiven Sa-

nierungen der Holzkonstruktionen des Dachstuhls und der

Holzstützen. Viel Sorgfalt wurde auf den Erhalt und die Res-

taurierung der Stuckbekleidungen entlang der Decken gelegt.

Gleiches galt auch für die Steingewände an den Portalen

und Türöffnungen im Erdgeschoss sowie für die historische

Eingangstüre aus dem Ende des 18. Jahrhunderts mit ihren

frühklassizistischen Ornamenten.