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80 Jahrbuch Ehingen 2015

Jahrbuch Ehingen 2015 81

Bauvorhaben

Stadtsanierung:

Erster Tag der Städtebauförderung im Mai

Der Tag der Städtebauförderung fand in diesem Jahr zum

ersten Mal statt und hat das Ziel, die Bürgerbeteiligung zu

stärken und kommunale Projekte der Städtebauförderung

der Öffentlichkeit zu präsentieren. Der Aktionstag ist eine

gemeinsame Initiative von Bund, Ländern, deutschem

Städtetag sowie deutschem Städte- und Gemeindebund.

Auch die Stadt Ehingen hat sich am ersten Tag der

Städtebauförderung mit zwei Maßnahmen beteiligt: So

konnten sich alle interessierten Bürgerinnen und Bürger bei

einer Baustellenbesichtigung ein Bild über die Sanierung

und den Umbau der Oberschaffnei in ein Bürgerhaus

machen. Dabei waren Fachleute vor Ort, die Informatio-

nen gaben und für Fragen zur Verfügung standen. Weiter

konnte am Tag der Städtebauförderung die neu ausgebaute

Groggentalgasse mit neu ausgestalteter Treppenanlage

als „jüngste“ Sanierungsmaßnahme besichtigt werden.

Die Groggentalgasse erhielt einen neuen Belag und die

bisher sehr steile Treppenanlage wurde benutzerfreundlich

umgebaut undmit Fahrwangen für Kinderwagen ausgestattet.

Der Aktionstag hat erfolgreich gezeigt, dass die

Städtebauförderung ein komplexes Thema ist. Anhand

von konkreten Beispielen und Maßnahmen kann dieses

Thema der Öffentlichkeit auf interessante Art und Weise

nahegebracht werden. Dies stärkt die Bürgerbeteiligung.

Nachhaltige Stadt

Die Energiewende ist in Deutschland

beschlossene Sache.

Zum Gelingen in der Großen Kreisstadt trägt das Projekt

„Nachhaltige Stadt – Wirtschaftsstandort Ehingen“ bei. Seit

2012 arbeitet die Stadt mit vielen Partnern konsequent daran,

die Zukunft, insbesondere im Bereich Energie, gemeinsam

mit den Bürgerinnen und Bürgern sowie den örtlichen

Unternehmen nachhaltig zu gestalten. In dem Ehinger

Pilotprojekt spiegelt sich die Partnerschaft auf Augenhöhe

wieder, um gemeinsam Lösungen für einen nachhaltigen

Standort zu erarbeiten und umzusetzen. Ehingen will damit

auch seiner Vorbildfunktion bei der Energieeffizienz und

dem Klimaschutz gerecht werden und sieht sich in seiner

Entscheidung für das Projekt bestätigt.

Auch drei Jahre nach dem offiziellen Start ist der Prozess

geprägt von einer engagierten Beteiligung Ehinger

Bürgerinnen und Bürger, gerade auch im Bereich der

Lokalen Agenda im Arbeitskreis „Umwelt und Biosphäre“.

Der Bürgerdialog steht nach wie vor im Mittelpunkt, denn

umgesetzte und kommende Projekte profitieren von den

Bürgerinnen und Bürgern als Ideengeber und Experten.

Klimaschutzkonzept

Über das Projekt Nachhaltige Stadt sollen die bisherigen

Klimaschutzaktivitäten gebündelt und weiter ausgebaut

werden. Klimaschutz ist nicht mehr nur ein globales oder

nationales Thema. Auch vor Ort in den Städten und

Gemeinden müssen Maßnahmen getroffen werden, um

einer der größten Herausforderungen der Gegenwart zu

begegnen.

Vor diesem Hintergrund hatte der Gemeinderat der Stadt

Ehingen im Februar 2014 einstimmig die EnBW mit der

Erstellung eines Klimaschutzkonzeptes beauftragt. Im Juli

2015 hat der Gemeinderat das Integrierte Klimaschutzkonzept

für die Große Kreisstadt mit einem einstimmigen Votum

verabschiedet. Neben einer Bestandsaufnahme und der

Bilanzierung des bisherigen Verbrauchs sollen mit dem

Konzept örtliche Klimaschutzpotenziale identifiziert und

geeignete Realisierungskonzepte entwickelt und umgesetzt

werden. Möglichkeiten zur Energieeinsparung stehen

dabei ebenso im Vordergrund wie die Steigerung der

Energieeffizienz und der Ausbau der erneuerbaren Energien.

Im Ergebnis sollen Klimaschutzziele für die Stadt Ehingen

festgelegt und entsprechende Maßnahmen zu deren

Erreichung diskutiert werden. Hierbei wurde ein integrierter

Ansatz verfolgt, der die Ziele und Maßnahmen auf viele

Themen- und Aufgabenbereiche verteilt.

Das Projekt wurde zu 65 Prozent vom Bundesministerium für

Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit gefördert.

Das Konzept gibt auf Grundlage eines Szenarios der

Entwicklung Ehingens bis 2025 Klimaschutzziele vor.

Maßgebend sind dabei zwei Werte: die Reduzierung des

Energieverbrauchs und die Einsparung von Treibhausgasen

(CO2). Aufgrund der speziellen Struktur der Ehinger Industrie-

und Gewerbebetriebe wurden der Bestandsverbrauch und

auch die Ziele jeweils mit und ohne Zurechnung von Industrie

und Gewerbe definiert. Die Firma Sappi hat durch ihren

großen Verbrauch hierbei einen wesentlichen Anteil an der

Gesamtbilanz.

Das mögliche Szenario für Ehingen sieht bis 2025 eine

Reduzierung des Energieverbrauchs von insgesamt 16

Prozent (23 Prozent ohne Industrie und Gewerbe) vor. Die

Treibhausgas-Emissionen sollen um 32 Prozent (30 Prozent

ohne Industrie und Gewerbe) reduziert werden.

Neben diesen Zielkennwerten wurden mehrere Teilziele im

Szenario definiert.

Um die im Konzept vorgegebenen Klimaschutzziele

erreichen zu können, wurden entsprechende Maßnahmen

formuliert. Hier gilt es zunächst, grundlegende und

umsetzbare Schwerpunkte zu definieren, um einen Prozess

anzuregen, der dann später auch die anderen Maßnahmen

umfasst. Durch die Konzentration auf zunächst bestimmte

Schwerpunkte soll sichergestellt werden, dass die Ziele auch

tatsächlich erreicht werden können und sich der Klimaschutz

als Prozess bei unterschiedlichen Akteuren etabliert. Aus

Sicht der Verwaltung wurden dafür sieben Maßnahmen

vorgeschlagen.

1. Einstellung eines Klimaschutzmanagers

Die Umsetzung des Klimaschutzkonzeptes ist im laufenden

Betrieb „nebenbei“ nicht von der Verwaltung leistbar. Der

Klimaschutzmanager soll als Mittler zwischen Verwaltung,

Öffentlichkeit und Akteuren agieren. Er strukturiert die Ziele

und Maßnahmen, bringt die Akteure zusammen und arbeitet

auf die Umsetzung hin.

2. Flächenentwicklung für Windkraft

Die Windkraft als erneuerbare Energie stellt ein zusätzliches

Potenzial für den zukünftigen Energiemix dar. Daher soll der

Standort Kirchen-Deppenhausen weiter vorangebracht und

entwickelt werden.

3. Systematisches Energiecontrolling/

Energiemanagement

Die städtischen Liegenschaften haben einen nicht

unwichtigen Einfluss auf die gesamtstädtische Energie- und

CO2-Bilanz. Sie liegen zudem im direkten Einflussbereich

der Verwaltung. Der Verbrauch von Strom, Wasser und

Heizwärme sollen fortan dokumentiert und erfasst werden.

So können für die Liegenschaften Kennwerte ermittelt

werden, was die Bewertung und den Vergleich ermöglicht.

4. Einführung eines investiven

Gebäudebewirtschaftungskonzeptes

Auf der Grundlage der Kennwerte aus dem systematischen

Energiecontrolling soll ein Bewirtschaftungskonzept für die

städtischen Liegenschaften erarbeitet werden. Grundlage

ist das bestehende Investitionsprogramm für Schulen und

Kindergärten. Dieses soll unter Beachtung der Kennwerte

und mit neuer Zielsetzung überarbeitet und weiterentwickelt

werden. Ziel ist eine geordnete Sanierung der Liegenschaften.

5. ÖPNV-Angebote fördern

Der ÖPNV ist ein Schlüssel sowohl im Bereich des

Klimaschutzes als auch für andere Bereiche. Die Förderung

und Weiterentwicklung des ÖPNV ist eine ständige

Aufgabe mit sich ändernden Rahmenbedingungen. Die

Weiterentwicklung soll neben dem Klimaaspekt auch

ökonomische Gesichtspunkte und die Einbindung der Nutzer

beinhalten.