158 Jahrbuch Ehingen 2018
Museum und Historisches
„Hieronymus Winckelhofer und seine Familie“,
Sonderausstellung im Museum Ehingen
Obwohl das Wirken von Hieronymus Winckelhofer († 1538)
bereits fünfhundert Jahre zurück liegt, ist er und seine Fami-
lie im historischen Gedächtnis Ehingens nicht nur durch die
nach ihm benannte Straße immer noch lebendig. Dazu ha-
ben die zahlreichen Stiftungen des hochgelehrten Juristen,
Notars und Priesters maßgeblich beigetragen.
Aus einflussreicher Familie stammend, war sein zentrales
Anliegen die Förderung des eigenen Seelenheiles, aber
auch das seiner Familie und seiner Verwandten. Möglichst
auf ewige Zeiten sollte für sie gebetet werden. Durch die Ein-
richtung zweier Kaplaneipfründen in der St. Michaelskapelle
und in der Pfarrkirche St. Blasius sowie durch die Aufbesse-
rung zahlreicher, weiterer Pfründen an den Ehinger Kirchen
und darüber hinaus, trug er zur Verbesserung der Seelsorge
der Bevölkerung bei.
Außerdem durften sich die „Armen Dürftigen“ im Spital sowie
Hausarme in der Stadt über umfangreiche Speisestiftungen
und Mahlaufbesserungen freuen, die anlässlich zahlreicher
Jahrtage ausgeteilt wurden, wobei der Stifter selbstverständ-
lich davon ausging, dass die Begünstigten sich im Gebet für
ihren Wohltäter einsetzten. Außerdem richtete Hieronymus
Winckelhofer ein Stipendium ein, das talentierten aber mit-
tellosen Bürgerkindern ein Studium ermöglichen sollte. Für
arme, tugendsame Bürgerstöchter rief er eine Aussteuerstif-
tung ins Leben. Bei Bürgermeister und Rat der Stadt stand
Hieronymus Winckelhofer im Ruf eines großen Wohltäters,
dessen Wertschätzung eine aufwendig mit Buchmalerei und
Seidenstickerei ausgeführte Dankurkunde Ausdruck verlei-
hen sollte.
Als Notar und Rechtsgelehrter legte Winckelhofer allergröß-
ten Wert darauf, dass seine Anordnungen und Stiftungen
immer wieder bekräftigt und nicht nur im städtischen Archiv
dokumentiert wurden. Durch glückliche Umstände konnten
seine Urkunden beim Franzoseneinfall 1688 aus dem bren-
nenden Rathaus gerettet werden. Sie bilden einen Schwer-
punkt der Ausstellung in der ehemaligen Spitalkapelle. Hinzu
kommen jüngste Forschungsergebnisse, die bezeugen, dass
die Stiftungstätigkeit des Hieronymus weit über Ehingen hin-
aus, bis in die Nordschweiz, reichte.
Noch heute halten im Sitzungssaal des Rathauses zwei
Glasgemälde und in St. Blasius Epitaphien mit dem Familien-
wappen sowie die Überreste des gotischen St. Anna-Altares
das Gedächtnis an Hieronymus Winckelhofer und seine Fa-
milie wach.