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Jahrbuch Ehingen 2012 53

52 Jahrbuch Ehingen

2012

sich mit ihrem Ehingen identifizieren und Interesse daran ha-

ben, die Zukunft der Stadt aktiv mitzugestalten.

Gemeinsam mit der Lokalen Agenda und den externen

Partnern wurden die Ergebnisse besprochen und mögliche

Handlungsfelder definiert, die nach einer verwaltungsinter-

nen Prüfung der verschiedenen Umsetzungsmöglichkeiten

im Mai dem Gemeinderat vorgestellt und diskutiert wurden.

In mehreren Arbeitsgruppen der Zukunftswerkstatt wurde

ein Treffpunkt für Jung und Alt für Ehingen angeregt. Loka-

le Agenda und Stadt könnten sich eine Nutzung der Ober-

schaffnei vorstellen. Eine Arbeitsgruppe der Lokalen Agenda

befasst sich gemeinsam mit der Stadt nun mit einem Nut-

zungskonzept für das Gebäude.

Eltern in der Zukunftswerkstatt haben sich mehr Verlässlich-

keit bei der Ganztagesbetreuung, beispielsweise in den Feri-

Investitionen stehen für Entwicklung

Die positive Gesamtentwicklung Ehingens lässt sich neben

den spürbaren Investitionen aus öffentlicher Hand insbeson-

dere durch die Investitionsbereitschaft der Privatwirtschaft

ablesen.

Bereits im Jahrbuch 2011 angekündigt, eröffnete mit dem

Best Western Bierkulturhotel Schwanen im März ein 4 Sterne

Hotel für gehobene Ansprüche mitten im Herzen Ehingens.

Das Hotel ist an den Gasthof Brauerei Schwanen ange-

schlossen und bietet 50 klimatisierte Zimmer mit Balkon oder

Terrasse, darunter neun Suiten, sechs Stadtmauermaisonet-

ten und ein barrierefreies Zimmer. Außerdem stehen drei Ta-

gungsräume bereit. Selbstredend stellt das Hotel eine wichti-

ge und gelungene Ergänzung zur prämierten Bierkulturstadt

Ehingen dar.

Einen Blick nach vorne lohnt auch das Vorhaben der Volks-

bank Ehingen, obwohl aktuell nur das Ergebnis eines Gebäu-

deabrisses zu sehen ist. Auf dem ehemaligen BayWa-Ge-

lände soll künftig ein Verwaltungsgebäude errichten werden.

Das dreistöckige Gebäude mit Tiefgarage soll sich städtebau-

lich gelungen in die Pfisterstraße einfügen und Arbeitsplätze

für rund 120 Mitarbeiter bieten. Die Kosten für den Neubau

werden mit acht und zehn Millionen Euro veranschlagt.

Investieren wird auch das Unternehmen Gear Motion GmbH,

das Teil der Gear Motion Tec Gruppe ist. Insgesamt 1,5 Mil-

lionen Euro werden an der Adolffstraße für den Bau einer

neuen Produktionshalle aufgebracht. In Ehingen hat sich der

Autozulieferer mit seinen 80 Mitarbeitern nach erfolgreicher

Restrukturierung auf Kunststoff-Spritzguss-Fertigungen spe-

zialisiert. Hinter Gear Motion und GM Tec steht die internatio-

nal aufgestellte KAP Beteiligungs-AG mit weltweit rund 3.100

Mitarbeitern und einem Jahresumsatz von 432 Millionen

Euro in 2011.

Sinnbildlich für die Entwicklung der Stadt steht die Erweite-

rung des Toom-Baumarktes im Borst Einkaufszentrum an

der Bundesstraße 311. In sieben Monaten Bauzeit wurde

einer der schönsten Toom-Baumärkte Süddeutschlands ge-

schaffen, der zudem das größte Gartencenter Oberschwa-

bens hat. Der erweiterte Baumarkt bietet nun rund 10.000

Quadratmeter Verkaufsfläche, die von 45 Mitarbeitern be-

treut werden.

Firma Schlecker wird insolvent

Eine Zäsur für die Stadt und den Wirtschaftsstandort Ehingen

stellt die Insolvenz der Firma Schlecker dar. Bundesweit gin-

gen durch die Insolvenz der Firma, die ihren Unternehmens-

sitz in Ehingen hatte, rund 25.000 Arbeitsplätze verloren.

Anton Schleckers Vater eröffnete im Jahr 1950 das erste Ge-

schäft der Familie, eine Metzgerei. 1965 stieg der gelernte

Metzgermeister Anton Schlecker in die Firma seines Vaters

ein, die zwischenzeitlich 17 Metzgereien und eine Fleischfa-

brik umfasste. Im Jahr 1967 eröffnete er in Ehingen ein SB-

Warenhaus, das Schleckerland. Nachdem 1974 die Preis-

bindung für Drogerieartikel für unzulässig erklärt und somit

aufgehoben wurde, gründete Schlecker im Jahr 1975 seine

erste Drogerie. Bereits im Jahr 1984 zählten mehr als 1.000

Drogerien zu seiner Firma. 1987 startete die Expansion ins

Ausland, die mit dem Fall der Mauer und der Ausweitung der

Geschäfte nach Osteuropa enorm an Tempo gewann. 1995

verfügte Schlecker bereits über ca. 5.800 Filialen mit 25.000

Mitarbeitern und galt als Marktführer. Nach der Übernahme

der Drogeriekette Ihr Platz und einer ungebrochenen Expan-

sion zählten im Jahr 2008 bereits mehr als 14.000 Filialen in

17 Ländern sowie rund 50.000 Mitarbeiter zum Imperium des

Ehinger Unternehmers. Neben den Drogerien betrieb Schle-

cker auch einen Online- und Katalog-Versandhandel – der

nach Unternehmensangaben über 100.000 Artikel im Sorti-

ment führte – sowie Baumärkte, Möbelhäuser, ein Kinderland

und Tankstellen. Allerdings begann Schlecker zu dieser Zeit

trotz eines Jahresumsatzes von mehr als sieben Milliarden

Euro erstmalig Verluste zu schreiben.

Um den aufkommenden Problemfeldern Herr zu werden,

holte Schlecker seine beiden Kinder Meike und Lars in die

Unternehmensführung. In 2011 startete Schlecker eine groß

angelegte Marketingkampagne und den Umbau des Filialnet-

zes hin zu hochwertigen Drogeriemärkten. Im Rahmen des

Programms wurden außerdem unrentable Läden geschlos-

sen.

Nach einer geplatzten Lieferungsfinanzierung stellte Anton

Schlecker am 23. Januar 2012 für die Anton Schlecker e.K.

sowie die Tochtergesellschaften Schlecker XL GmbH und

die Schlecker Home Shopping GmbH beim Amtsgericht Ulm

einen Insolvenzantrag. Für die Tochter Ihr Platz wurde der

Insolvenzantrag am 26. Januar eingereicht. Der Gläubige-

rausschuss beschloss am 1. Juni die Zerschlagung der Ket-

te. Am 27. Juni schlossen sämtliche Läden mit Ausnahme

der so genannten XL-Märkte und der Ihr Platz Filialen. Am

28. Juni wurde durch den Insolvenzverwalter auch das Aus

für die Schlecker XL GmbH verkündet. Der Ausverkauf der Ihr

Platz Filialen startete am 26. Juli 2012. Die Auslandstöchter

in Tschechien, Polen, Österreich, Spanien, Portugal, Frank-

reich, Italien, Belgien, Luxemburg und Holland waren von der

Insolvenz nicht direkt betroffen. Zwischenzeitlich wurden die

Märkte in Tschechien, Spanien und Portugal veräußert. Der

Erlös fließt jedoch in die Insolvenzmasse ein, da die Schle-

cker International GmbH zum Privatvermögen Anton Schle-

ckers zählt und dieser als eingetragener Kaufmann gemäß

§ 14 des Handelsgesetzbuches mit diesem haftet.

Trotz der betrüblichen Nachrichten aus dem Hause Schle-

cker, gibt es auch Positives von der Talstraße zu berichten:

Die Pojektentwicklungsgesellschaft Newport aus Hamburg

hat erfreuliche Pläne für das dort ansässige Schleckerland

vorgelegt, das sie Anfang 2012 gekauft hatte. Insgesamt neun

Millionen Euro will die Firma in den Umbau investieren. Zwei

Anbauten mit einer Gesamtfläche von 2.000 m² sollen dem

künftigen Alb-Donau-Center eine einladende U-Form geben.

Außerdem sollen im Einkaufscenter neue Böden, Decken,

Beleuchtung und Technik für eine schöne und zeitgemäße

Atmosphäre sorgen. Eine verbesserte Fassade und ein neu

gestalteter Parkbereich sollen den Gesamteindruck über-

zeugend abrunden. Baubeginn ist voraussichtlich bereits im

Frühjahr 2013, mit der Fertigstellung der Renovierungs- und

Baumaßnahmen ist Ende 2013 zu rechnen. Der Geschäfts-

betrieb wird während der Bauarbeiten weiterlaufen.

wirtschaft und Unternehmen 2012

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en gewünscht. Die Verwaltung hat sofort reagiert und in den

diesjährigen Sommerferien erstmals eine ganztägige Ferien-

betreuung angeboten. Ein Gesamtkonzept zum bedarfsori-

entierten Ausbau eines durchgängigen Ganztagesangebotes

wird erarbeitet.

Von mehreren Teilnehmern war der Ausbau des Radwege-

netzes in und um Ehingen angeregt worden. Auch die Stadt

möchte den Fahrradverkehr künftig weiter stärken und ar-

beitet derzeit bereits an einer Neukonzipierung der Ehinger

Radwege. Die Erstellung eines Rahmenkonzeptes ist beauf-

tragt und wird in naher Zukunft vorgestellt.

Viele Wünsche der Zukunftswerkstatt richten sich auf die

Ausgestaltung der Ehinger Spielplätze. Eine neue Arbeits-

gruppe in der Lokalen Agenda, die „Familienwerkstatt“, hat

sich gemeinsam mit der Stadt daran gemacht, bestehende

städtische Spielplätze auf Schwachstellen hin zu überprüfen.

Eine Spielplatzbegehung hat stattgefunden.

Die Zukunftswerkstatt hat ergeben, dass verschiedene Al-

tersvorsorgemodelle auch für Ehingen interessante Ansätze

sind. Die Lokale Agenda hat eine Arbeitsgruppe Senioren,

die sich schwerpunktmäßig mit solchen seniorenrelevanten

Themen befasst. Ein Vortrag über die „Seniorengenossen-

schaft Riedlingen“ hat inzwischen stattgefunden. Die „Zeit-

bank 55+“ stellt sich im Januar in Ehingen vor.

Ein wesentliches Ergebnis der Zukunftswerkstatt war, dass

es ein übergeordnetes Stadtentwicklungskonzept hinsichtlich

der verschiedenen Bedürfnisse seiner Bewohner gibt. Vom

Gemeinderat in Auftrag gegeben wurde ein Konzept mit pro-

fessioneller Unterstützung, das entsprechende Punkte und

Anregungen der Zukunftswerkstatt aufnehmen soll.

Aus den Vorschlägen der Zukunftswerkstatt ist festzuhalten,

dass es in vielen Bereichen scheinbar ein Informationsdefi-

zit gibt. Vielfach sind bereits Angebote vorhanden, die aber

in der Bevölkerung nicht präsent sind. Diese Informationen

sollen künftig besser transportiert werden. Die Lokale Agen-

da wird gemeinsam mit der Stadt die Familienbroschüre neu

auflegen.