54 Jahrbuch Ehingen 2012
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Integrationsbericht vorgestellt
Die Stadtverwaltung hat dem Gemeinderat in seiner Sitzung
vom 20.September den Integrationsbericht für Ehingen vor-
gestellt. Mit diesem Bericht, der weitgehend in Eigenregie
ohne externe wissenschaftliche Begleitung entstanden ist,
wurde erstmals eine Bestandsaufnahme zu den Integrati-
onsangeboten in Ehingen vorgenommen. Lediglich die sta-
tistische Auswertung des Bevölkerungsanteils der Menschen
mit Migrationshintergrund übernahm ein Fachbüro, da der
Verwaltung nicht die nötigen Daten zur Verfügung standen.
Es wurde großen Wert darauf gelegt, erstmals konkrete Infor-
mationen über die tatsächliche Anzahl und die Verteilung von
Menschen mit Migrationshintergrund in der Stadt Ehingen zu
erhalten.
Es ergaben sich folgende wesentliche Erkenntnisse:
Der Anteil der Menschen mit Migrationshintergrund beträgt
auf die gesamte Stadt bezogen 31 Prozent.
Es ist ein deutliches Gefälle zwischen dem Kernstadtbereich
und den einzelnen Stadtteilen auszumachen. So beträgt
beispielsweise im Bereich Kernstadt der Anteil 53 Prozent,
während sich die Zahlen in Frankenhofen nur auf rund 1,4
Prozent belaufen.
Der Anteil der Personen mit Migrationshintergrund, die einen
deutschen Pass haben, beträgt 27 Prozent.
Interessant ist die Altersstruktur der Menschen mit Migrati-
onshintergrund. Der Anteil der Menschen mit und ohne Mi-
grationshintergrund im Kleinkind- und Kindergartenbereich
ist insgesamt nahezu ausgeglichen. Diese Tendenz ist auch
noch im Grundschulbereich feststellbar. Erst ab der Sekun-
darstufe 1 gehen die Zahlen langsam auseinander und die
Anzahl der Menschen ohne Migrationshintergrund nimmt im
Verhältnis zu. Die daraufhin folgende Schere ist ab einem
Alter von 40 Jahren besonders deutlich und hat im Senioren-
bereich die größte Ausprägung.
Im Kernstadtbereich überwiegt der Anteil an Kindern und Ju-
gendlichen mit Migrationshintergrund deutlich. Es lässt sich
ablesen, dass im Verhältnis zu den Gesamtzahlen ein über-
proportional großer Anteil der Kinder und Jugendlichen einen
Migrationshintergrund aufweisen. Demzufolge ist damit zu
rechnen, dass in den kommenden Jahren der Anteil an Per-
sonen mit Migrationshintergrund insgesamt ansteigen wird.
Die Gliederung nach „nationalstaatlichem Hintergrund“ zeigt,
dass die größte Einzelgruppe der Migranten türkische Wur-
zeln aufweist, gefolgt von der Russischen Föderation und
Kasachstan. Ein etwas anderes Bild ergibt sich, wenn man
bei dieser Betrachtung heute nicht mehr existierende Staa-
tenverbünde mit berücksichtigt. In dieser Darstellungsform
kommen die meisten Migranten aus Ländern der ehemali-
gen Sowjetunion, gefolgt vom ehemaligen Jugoslawien. Die
türkisch stämmige Bevölkerungsgruppe nimmt zahlenmäßig
hierbei den dritten Platz ein.
In den letzten Jahren ist das Thema Integration verstärkt in
den Fokus von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft gerückt.
Gelingende Integration ist von zentraler Bedeutung und eine
gesellschaftliche wie wirtschaftliche Notwendigkeit. Gerade
hinsichtlich der demografischen Entwicklung ist Deutschland
auf die Entfaltung der Potenziale aller hier lebenden Men-
schen angewiesen.
Integration gelingt jedoch nicht automatisch. Gutes Zusam-
menleben erfordert gegenseitige Akzeptanz, Respekt und
klare Regeln. Integration ist ein wechselseitiger Prozess zwi-
schen Menschen mit Migrationshintergrund und der Aufnah-
megesellschaft. Ziel ist dabei nicht eine einseitige Anpassung
oder Assimilation an die Mehrheitsgesellschaft, sondern eine
gegenseitige Bereicherung.
Insbesondere den Akteuren auf der kommunalen Ebene
kommt in diesem Zusammenhang eine entscheidende Rolle
und eine entsprechende Verantwortung zu. Die Stadt Ehin-
gen ist sich dieser Aufgabe bewusst und hat deshalb in den
vergangenen Jahren eine Vielzahl an Projekten unterstützt
bzw. ist in eigener Zuständigkeit, beispielsweise in den Kin-
dergärten, tätig geworden. Über die Lokale Agenda konnten
gute und von Vertrauen geprägte Kontakte zu Vertretern von
Migrantengruppen aufgebaut werden. Zudem haben sich im
Umfeld der Lokalen Agenda zahlreiche Netzwerke gebildet,
die einen intensiven Austausch der verschiedenen Akteure
ermöglichen.
Ehingen kann sich glücklich schätzen, dass sich in der Stadt
zahlreiche Träger für eine gelingende Integration einsetzen.
Insbesondere das bürgerschaftliche Engagement ist her-
vorzuheben. Unter dem gemeinsamen Dach der Lokalen
Agenda vereint, wird in vorbildlicher Weise Menschen mit
Migrationshintergrund geholfen und eine Teilhabe an der
Gesellschaft ermöglicht. Die Ehinger Vorgehensweise der
vielen kleinen Schritte und Projekte schafft Vertrauen. We-
sentliche Voraussetzung für eine erfolgreiche Integrationsar-
beit sind persönliche Kontakte, die in Ehingen gegeben sind.
Die Stadt unterstützt dieses bürgerschaftliche Engagement
finanziell und organisatorisch.
Darüber hinaus schafft die Stadt die notwendigen Rahmen-
bedingungen für bedarfsgerechte Sprachförderung in Kinder-
gärten und Schulen. Hierauf wird in Ehingen seit vielen Jah-
ren großer Wert gelegt und in den Einrichtungen gute Arbeit
geleistet.
Die Stadtverwaltung ist der Auffassung, dass der eingeschla-
gene Ehinger Weg erfolgreich ist und fortgesetzt werden soll-
te. Das Zusammenspiel zwischen Stadt, Lokaler Agenda und
den sonstigen Trägern ermöglicht direkte und unbürokrati-
sche Integrationsarbeit. Auf diesem Netzwerk sollte weiter
aufgebaut werden.
INTEGRATIONSBERICHT
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STATISTIK 2012
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In Ehingen überwiegt die jüngere
Generation
Das Schlagwort Demografische Entwicklung ist in aller Mun-
de. Im Mai 2012 hat das Statistische Landesamt Baden-
Württemberg seine Zahlen für 2010 veröffentlicht.
Demnach lebten im Jahr 2010 in Ehingen mehr unter 18-jäh-
rige als 65-jährige und ältere Menschen. Damit gehört die
Große Kreisstadt zu den Kommunen, die mehr jüngere als
ältere Einwohner haben. In 306 Gemeinden in Baden-Würt-
temberg ist dies nicht mehr so. Dort überwiegt jetzt bereits
der Anteil der älteren gegenüber der jüngeren Generation.
Obwohl seit 2007 auch in Ehingen die Zahlen der Altersgrup-
pe unter 18 Jahren leicht rückläufig sind, lag im Jahr 2010 der
Anteil der unter 18-Jährigen mit 4919 Einwohnern deutlich
über der Anzahl der älteren Einwohner mit 4420 Personen.
Damit scheint der allgemeine Trend in Baden-Württemberg,
dass durch das Hineinwachsen der geburtenstarken Jahr-
gänge aus den 50-iger und den 60-iger Jahren in das Ren-
tenalter der Anteil der Älteren deutlich zunimmt, gleichzeitig
aber weniger Nachwuchs vorhanden ist, in Ehingen erst mittel-
oder langfristig einzutreten.
Trotzdem wird auch an Ehingen die demografische Entwick-
lung in den kommenden Jahren nicht spurlos vorbeigehen.
Jedoch wird der prognostizierte Bevölkerungsrückgang für
Ehingen tatsächlich deutlich geringer ausfallen und sich eher
unterdurchschnittlich entwickeln. In Ehingen sind mehr Zuzü-
ge als Wegzüge zu registrieren, besonders in den Altersklas-
sen unter 18 und zwischen 25 und 50 Jahren, also im Bereich
der Familien. Dieser Trend spiegelt sich auch in der starken
Nachfrage bei den vorhandenen Baugebieten wider.
Was macht den Charme der Stadt Ehingen aus?
Bei dieser Frage, die jüngst der Staatsanzeiger für Baden-
Württemberg im Rahmen eines Interviews an die Stadt ge-
richtet hatte, zeigte sich Oberbürgermeister Alexander Bau-
mann überzeugt:
„Die Stadt Ehingen zeichnet sich durch ein hohes Maß an
Lebensqualität aus. Sie bietet ein breites Angebot an Frei-
zeit-, Bildungs-, Sport- und Kulturmöglichkeiten und liegt in
reizvoller Landschaft zwischen Donautal und dem Biosphä-
rengebiet Schwäbische Alb. Ihre Bürger sind traditionsbe-
wusst und zugleich modern. Die Bürgerschaft beteiligt sich
überaus aktiv am städtischen Leben. Bei zahlreichen Veran-
staltungen spürt man die Lebensfreude, die die Menschen
in dieser Stadt auszeichnet. Bürgerbeteiligung ist hier kein
Schlagwort, sondern wird gelebt.“
Damit Ehingen auch in Zukunft für Bürgerinnen und Bürger
ein attraktiver Lebensmittelpunkt bleibt, setzten sich Stadt-
verwaltung und Gemeinderat konsequent dafür ein, die er-
forderlichen Rahmenbedingen zu erhalten und auszubauen.
Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Kinder-, Ju-
gend-, Familien- und Seniorenfreundlichkeit in Ehingen.
Was gibt es für Angebote für Familien?
Die Stadt stellt in der Kernstadt und den Stadtteilen ausrei-
chend Bauplätze in unterschiedlichsten Größen zu modera-
ten Quadratmeterpreisen zur Verfügung.
Anfang des Jahres folgten knapp 250 Bürgerinnen und Bür-
ger der Einladung der Stadtverwaltung zur „Zukunftswerkstatt
familienfreundliches Ehingen“. Die Stadt hat sich bewusst
dazu entschlossen, die örtlichen Angebote und Rahmenbe-
dingungen unter dem Aspekt der Familienfreundlichkeit auf
den Prüfstand zu stellen. Aus der Zukunftswerkstatt heraus
sind neue Ideen zum Thema Familienfreundlichkeit entstan-
den, die nun von der Verwaltung im ständigen Dialog mit den
Bürgerinnen und Bürgern weiterentwickelt werden, wobei
auch vor der Zukunftswerkstatt bereits ein recht hoher Status
quo an familienfreundlichen Angeboten vorhanden war.