Historischer Stadtrundgang
Ehingen mit all seinen Sehenswürdigkeiten lernt man am besten zu Fuß bei einem gemütlichen Spaziergang kennen. Unseren historischen Stadtrundgang können Sie dabei multimedial ergänzen, indem Sie die eigens dafür produzierten Audio-Dateien mit zahlreichen interessanten Hintergrundinfos anhören.
Obere Stadt
Die Anfänge Ehingens liegen in der Schmiechniederung im Bereich der heutigen Unteren Stadt, die früher auch als Altstadt bezeichnet wurde. Die Obere Stadt entstand planmäig unter Federführung der Grafen von Berg. Diese bauten Ehingen um 1230 zur Stadt aus. Gegenüber der Unteren Stadt galt die Oberstadt immer als bevorzugter Standort innerhalb Ehingens.
Im Herzen der Oberen Stadt befindet sich der Marktplatz mit wichtigen Amtsgebäuden. An seiner Südseite steht das Rathaus, das 1713 errichtet wurde. Ein Vorgängerbau war 1688 bei einem Einfall der Franzosen zerstört worden. Die Stadt entwickelte offenbar erhebliche Anziehungskraft, so dass viele Adelsfamilien der Umgebung hier eigene Stadthäuser erwarben.
Im so genannten Schlösschen saßen die Herren von Ellerbach. Später wohnte hier der Mundartdichter Carl Borromäus Weitzmann (1767–1828).
An der Nordostecke des Marktplatzes nimmt der Brunnen des Göppinger Bildhauers Kurt Grabert (1922–1999) seit 1987 die frühere Stelle des Marktbrunnensein. Mit seinen Motiven verweist er auf unterschiedliche Aspekte der bewegten Geschichte Ehingens.
Das heutige Amtsgerichtließ der Posthalter und Apotheker Mennas Menne ab 1750 errichten. Es steht an der Stelle seiner Apotheke, die beim Stadtbrand 1749 zerstört worden war. 1769/70 bis 1805 diente das Gebäude, das den Marktplatz beherrscht, als Amtshaus der Schwäbisch-Österreichischen Landstände.
Das„Hohe Haus“ mit der ehemaligen Kapelle St. Elisabeth (auch Marchtaler Klosterhof) zählt zu den eindrucksvollsten Bauten der Stadt. Um 1400 wurde es von den Herren von Stain zu Rechtenstein als Stadtsitz erbaut. Diese veräußerten es 1492 an die Reichsabtei (Ober)Marchtal, die hier einen Klosterhof einrichtete.
Vor der mittelalterlichen Stadtmauer, im Bereich der Stadterweiterung des 19. Jahrhunderts, an der Lindenstraße, liegt dieevangelische Stadtkirche.Sie wurde nach Plänen des Stuttgarter Baurats Felix von Berner in frühgotischen Formen errichtet und 1879 eingeweiht.
Das Ritterhaus, ehemals Kanzleigebäude des Kantons Donau der Schwäbischen Reichsritterschaft, wurde 1692 errichtet. Mit seinem kraftvollen Barockgiebel überragt es die benachbarten Bürgerhäuser. Dort ist die Außenstelle des Landratsamtes untergebracht. Bescheidene Mauern unmittelbar neben der Fahrbahn erinnern an das 1881 abgebrochene Nikolaustor. Mit einer Brücke über den vorgelagerten Stadtgraben sicherte es den Übergang zwischen Oberstadt und Ulmer Vorstadt. Die gleichnamige Kapelle befand sich im ersten Obergeschoss.
Bereits außerhalb der alten Stadtgrenzen, vor dem so genannten Ulmer Tor, liegt die 1591 geweihte St. Martinskapelle. Als der Gottesacker bei der Stadtpfarrkirche St. Blasius Ende des 16. Jahrhunderts zu klein geworden war, wurde sie als Friedhofskapelle in spätgotischen Formen errichtet.
Den Abschluss der Oberen Stadt nach Norden, zum Groggental, bildet das frühere Benediktinerkolleg mit Herz-Jesu-Kirche. Der Vorarlberger Baumeister Franz Beer errichtete im Auftrag der Abtei Zwiefalten 1698 bis 1709 den mächtigen Baukörper für deren Gymnasium. 1719 folgte die Kollegiumskirche zum Herzen Jesu. Nach 1825 wurde hier ein zunächst königlich-württembergisches, später bischöfliches Konvikt eingerichtet. Seit 1995 dient das Kolleggebäude als Grundschule. Ebenfalls an der Stadtmauer zum Groggental steht der so genannte Speth‘sche Hof. Wohl 1624 errichtet, diente der Fachwerkbau ab 1686 als Collegium und Gymnasium. 1718 kam er in den Besitz der Familie von Speth zu Untermarchtal. In seinem Inneren haben sich kunstvolle Stuckdecken erhalten. Heute beherbergt er die städtische Galerie Ehingen.
Die Stadtpfarrkirche St. Blasius weist noch Bauteile aus dem 14. Jahrhundert auf. Ihr Erscheinungsbild wird aber vor allem von Umbauten der Barockzeit bestimmt, als das Kirchenschiff mehrfach verbreitert wurde. Der Turm, dessen Unterteil aus dem Mittelalter stammt, erhielt sein heutiges Aussehen 1958.
Neben der langen Stiege, die zum Kirchhof von St. Blasius führt, steht neben dem Brunnen eine Reliefplatte mit dem hl. Michael. Sie wurde 1960 geschaffen und erinnert an die Michaelskapelle, die auf Grund ihres Patroziniums als Ehinger Urkirche gilt. Nach dem Stadtbrand im Jahr 1749 wurde sie wieder aufgebaut, 1818 erfolgte ihr endgültiger Abbruch.
Der Wolfertturm, eigentlich Kaiser-Wilhelm I.-Gedächtnisturm, wurde 1891 errichtet und bildet die Mitte der bereits 1870 entstandenen Wolfertanlage. Äußerlich zeigt der in Zementbauweise errichtete 30 Meter hohe Aussichtsturm historistische Bauformen. In den Nischen wurden Büsten Kaiser Wilhelm I. (1871-1888) sowie König Wilhelm II. von Württemberg (1891-1918) angebracht. Bei klarem Wetter ermöglicht die Aussichtsplattform eine herrliche Sicht auf das Alpenpanorama. Von Ostermontag bis Oktober können Sie den Turm jeweils am ersten Sonntag im Monat von 10 bis 12 Uhr und von 14 bis 16 Uhr bei freiem Eintritt betreten. Für die übrigen Tage im Jahr kann der Wolfertturm-Schlüssel im Zimmer 106 des Ehinger Rathaus gegen ein Pfand von 50 € ausgeliehen werden.
Untere Stadt
Bereits zur Unteren Stadt gehört das ehemalige Heilig-Geist-Spital. Um 1340 von Ehinger Bürgern gegründet, war es bald recht vermögend. Für alle, die nicht aus eigener Kraft für ihr Auskommen sorgen konnten, war es eine wichtige Hilfseinrichtung. Mit seinen zahlreichen Nebengebäuden bildete es einst einen abgeschlossenen Baukomplex. Dazu gehörte auch die im 19. Jahrhundert profanierte Spitalkapelle, die in wesentlichen Teilen aus den Jahren um 1493 stammt. Das Neuhaus mit seinem repräsentativen Fachwerk kann auf das Jahr 1532 datiert werden. Es beherbergt heute zusammen mit der jüngst wiederhergestellten Spitalkapelle mit ihren wertvollen Malereien die Sammlungen des städtischen Museums.
Schon bald nach der Gründung der Stadt sorgten Mauern für die Sicherheit der Bürger. Reste der umfangreichen Befestigungsanlagen sind beim ehemaligen Franziskanerkloster, im Bereich des Marchtaler Klosterhofes sowie am Viehmarkt zu sehen. Dort wurde ein kleiner Abschnitt des Wehrgangesrekonstruiert. Nicht weit davon sicherte zudem der Pfisterturm die besonders gefährdete Nordseite der Stadt.
Die ersten Anfänge der Liebfrauenkirche reichen bis in das Jahr 1239 zurück. Im Verlauf des 17. Jahrhunderts entwickelte sich eine rege Wallfahrt zum dort aufbewahrten Gnadenbild (um 1500). Der barocke Gesamteindruck der heutigen Kirche geht auf Umbaumaßnahmen der Jahre nach 1725 zurück. Das südlich unmittelbar angebaute Franziskanerkloster wurde in den Jahren 1650 bis 1653 errichtet. Heute ist hier das städtische Kulturzentrum mit Kulturamt, VHS, Musikschule und Stadtarchiv untergebracht.
Von Westen wird der so genannte Gänsberg vom hoch aufragenden Giebel der früherenSchaffnei der Zisterzienserabtei Salem beherrscht. Diese ließ von hier aus ihre zahlreichen Güter in der Umgebung der Stadt verwalten. Die Gebäude stammen im Wesentlichen aus den Jahren um 1586. Gegenüber liegt das ehemalige Haus des Syndikus des Ritterkantons Donau. Der ehemalige Freihof und Adelssitz wurde 1689 von den Rittern erworben. Sein heutiges Erscheinungsbild geht auf die Umbauten der Jahre um 1775 zurück. Über dem Portal ist das Wappen des Ritterkantons Donau angebracht.
Die so genannte Oberschaffnei entstand in den Jahren um 1687 als Klosterhof des Benediktinerinnenklosters Urspring bei Schelklingen. Ab 1827 nutzte die Universität Freiburg das Gebäude zur Verwaltung ihrer bei Ehingen gelegenen Besitzungen.
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