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68 Jahrbuch Ehingen 2014

Jahrbuch Ehingen 2014 69

DIE ENERGIEWENDE

ZWINGT ZUM UMDENKEN.

Kommunen stehen vor der großen Herausforderung,

die Energiewende vor dem Hintergrund übergeordneter

energieeffizienz- und Klimaschutzziele umzusetzen.

Die Stadt Ehingen hat schon früh mit den themen

nachhaltige stadtentwicklung, energieeffizienz, dezentrale

Energieversorgung, Klimaschutz und CO2-Minimierung

begonnen. Die Nachhaltige Stadt bietet weitere vielfältige

Ansatzpunkte.

Seit 2012 arbeitet die Stadt kontinuierlich in dem Projekt

„Nachhaltige Stadt – Wirtschaftsstandort Ehingen“ mit vielen

Partnern konsequent daran, den Erfordernissen der Zeit

gerecht zu werden und die Zukunft der Stadt gemeinsam

mit den Bürgern und den örtlichen Unternehmen nachhaltig

zu gestalten. Mit dem Modellprojekt wird die Energiezukunft

Ehingens erfolgreich mit den Akteuren vor Ort auf den Weg

gebracht und damit die Attraktivität des Standortes erhalten

und ausgebaut.

Dezentrale energieerzeugung, energieeffizientes und

vorausschauendesEnergiemanagement sindwichtigeSäulen

der Energiewende. In dem Ehinger Pilotprojekt spiegelt sich

die Partnerschaft auf Augenhöhe wieder, um gemeinsam

lösungen für einen nachhaltigen Wirtschaftsstandort zu

erarbeiten und umzusetzen. Die Stadt will damit auch ihrer

Vorbildfunktion bei der energieeffizienz und dem Klimaschutz

gerecht werden und sieht sich in ihrer Entscheidung für das

Projekt „Nachhaltige Stadt – Wirtschaftsstandort Ehingen“

bestätigt. Auch zwei jahre nach dem offiziellen start des

Modellprojekts ist der Prozess geprägt von einer engagierten

Beteiligung Ehinger Bürgerinnen und Bürger. Im Mittelpunkt

steht nach wie vor der Bürgerdialog, denn umgesetzte

und kommende Projekte profitieren von den Bürgern als

Ideengeber und Experten.

FORtSCHRItt DURCH BEtEIlIGUNG

In einer nachhaltigen Stadt gibt es nur Fortschritt durch

Beteiligung.

Im leitbild Klimaschutz und Energie in der Großen Kreisstadt

Ehingen ist verankert, dass alle energie- und klimapolitischen

Grundsatzfragen in der Kommune transparent und im

Dialog mit der Bevölkerung gestaltet werden. Die gesamte

Bürgerschaft kann sich nachbarschaftlich in ihren Quartieren

und in der Stadt an Diskussion und Umsetzung, auch in

finanzieller Art, beteiligen.

QUARtIERSENtWICKlUNG

Die Konzepte waren bisher häufig auf die gebäudeebene

beschränkt

oder

gesamtstädtisch

orientiert.

Der

quartiersbezogene Ansatz im Zusammenhang mit

energetischer Sanierung ist noch recht neu, trotzdem ist

die Stadt Ehingen überzeugt, dass die Quartiersebene

große Chancen für integrierte Ansätze bietet, die den

nutzen von Klimaschutz, energieeinsparung und effizienter

Energieversorgung mit der Verbesserung der lebens- und

Wohnqualität in vielen Quartieren verbindet. Den Einstieg

in eine mögliche gemeinsame nachhaltige Entwicklung

der Wohngebiete Büchele und Wenzelstein bildete eine

Befragung aller Eigentümer in den zwei Wohngebieten.

Der Rücklauf war erfreulicherweise sehr hoch. Viele

Eigentümer nutzen die Möglichkeit zur unverbindlichen

Beteiligung und folgten der Einladung der Nachhaltigen

Stadt zur Informationsveranstaltung Anfang Juni in der

längenfeldschule. Die Ergebnisse der Befragung, bei

der es neben einer energetischen Bestandsaufnahme

auch um Beteiligungsmöglichkeiten an Sanierungs- und

entwicklungsmaßnahmen zur energieeffizienz ging, wurden

vorgestellt und analysiert.

Bereits bei der Bürgerwerkstatt im November 2012 waren

energieeffizienz und Quartiersentwicklung zentrale themen,

welche die Bürgerinnen und Bürger bewegten. So fanden

sie auch ihren Niederschlag im leitbild Klimaschutz und

Energie der Großen Kreisstadt Ehingen. Das leitbild ist kein

abgeschlossenes Projekt, sondern ein dynamischer Prozess.

Auch die Stadtverwaltung lässt sich an den Grundsätzen des

leitbilds messen und hat bereits mehrere konkrete Projekte

daraus abgeleitet. So war es auch ein ausdrücklicher Wunsch

der Bürgerschaft, Beteiligungsangebote im leitbild zu

verankern. Der Informationsabend zur Quartiersentwicklung

stellte ein solches Beteiligungsangebot dar. Zusammen

mit den Bewohnern wurden Strategien zur energetischen

Optimierung der Gebäude erarbeitet. Experten von der

FachhochschuleBiberachundder Energieagentur Ulmgingen

am selben Abend auch auf die themen Modernisierung der

Gebäudehülle, Erneuerung bestehender Heizungsanlagen,

Wärmeversorgungskonzepte und Förderprogramme ein.

Die Vielfalt an themen zeigte auf, wie man umfangreich

Energie einsparen und einen wirksamen Beitrag zur Senkung

des CO2-Ausstoßes in Ehingen leisten kann. Die themen

„energieeffizienz im gebäudebestand“ und „fördermittel zur

Eigenheimsanierung“ stießen dabei auf reges Interesse. Die

teilnehmer sahen, wie bereits einfache Verbesserungen

nicht nur zu einem besseren Wohnkomfort führen, sondern

auch den eigenen Geldbeutel entlasten können. Mit dem

themenbereich der „nachbarschaftlichen gemeinsamen

Wärmeversorgung“ wurde eine weitere umweltfreundliche

und sichere Versorgung dargestellt.

Es haben sich einige Bürger gefunden, die Interesse daran

haben, die energetischen Entwicklungspotenziale der beiden

Quartiere und insbesondere ihres Eigenheims noch genauer

unter die lupe zu nehmen. Da Interesse an einer dezentralen

Wärmeversorgung zusammen mit der Nachbarschaft besteht,

hat die Stadt Ehingen im Weiteren zu einer Veranstaltung

Ende Oktober eingeladen. Hier soll erörtert werden, wie

ein mögliches nachbarschaftliches Versorgungskonzept

aussehen kann und welche Vorteile sich für jeden Einzelnen

ergeben. Fachleute werden zu diesen leitfragen und

weiteren themen an dem Abend zur Verfügung stehen.

nAHWÄrmenetZ sPArt co2

Bereits seit 2008 versorgt die Holzhackschnitzelanlage

beim Johann-Vanotti-Gymnasium das innerstädtische

Nahwärmenetz auf Basis regenerativer Brennstoffe und

ist somit besonders umweltfreundlich. Im September

2013 entschied sich der Gemeinderat auf Vorschlag

der Stadtverwaltung, zu den bisher angeschlossenen

Gebäuden

Johann-Vanotti-Gymnasium,

städtischer

Kindergarten Hehlestraße und lindenhalle, auch das

Rathaus, die Kaufmännische Schule und die Oberschaffnei

in das Nahwärmesystem einzubinden. Während der

Wintermonate wurden die tiefbauarbeiten zur Erweiterung

der Nahwärmeversorgung in der Innenstadt ausgeführt.

Dabei wurde auch die tiefgarage lindenplatz genutzt, um

dort Rohre zu verlegen und kostenintensive Erdarbeiten

zu vermeiden. Im April war es soweit: Das erweiterte

Nahwärmenetz konnte in Betrieb genommen werden.

landrat Heinz Seiffert und Oberbürgermeister Alexander

Baumann würdigten das Projekt bei der Inbetriebnahme als

einen weiteren wichtigen Schritt hin zu einer nachhaltigen

Stadt. Rund 178.000 liter Heizöl sparen künftig Stadt und

landkreis durch dieses Projekt ein. Schon vor der Erweiterung

haben 2500 m³ Holzhackschnitzel, was etwa 462 tonnen

entspricht, rund 1850 Megawattstunden Wärme erzeugt. Die

Holzhackschnitzel stammen zum überwiegenden teil aus

Landschaftspflegemaßnahmen der stadt ehingen. Durch die

kontrollierte Verbrennung von Holzhackschnitzeln entsteht

im Gegensatz zur Verbrennung fossiler Brennstoffe keine

zusätzliche Kohlendioxidbelastung der Atmosphäre. So

war eine CO2-Einsparung von über 528 tonnen möglich.

Nahversorgungskonzepte in Quartieren mit nachwachsenden

Rohstoffen gelten als wichtige Bausteine im Rahmen

der energiewende. Auch im Leitbild spielen spezifische

Energiekonzepte mit Nutzung von dezentralen regenerativen

Potenzialen für innerstädtische Nahwärmenetze eine große

Rolle.

KlIMASCHUtZKONZEPt GEStARtEt

Am 1. April fiel der startschuss für das integrierte

Klimaschutzkonzept der Großen Kreisstadt Ehingen. Zuvor

hatte sich der Gemeinderat einstimmig für die Erstellung

eines Klimaschutzkonzeptes entschieden, welches in

Zusammenarbeit mit der EnBW, der Ehinger Energie sowie

der Energieagentur Ulm erarbeitet wird. Es soll auf eine

möglichst breite Basis gestellt werden. Berücksichtigt werden

auch die Ideen und konkreten Anregungen der lokalen

Agenda und des Bürgerbeteiligungsprozesses im Rahmen

der leitbilderstellung. Ehingen stellt sich damit einer der

größten Herausforderungen der Gegenwart, nämlich dem

Klimawandel zu begegnen. längst steht dieses thema

nicht nur auf globalen und nationalen Agenden, vielmehr

NACHHAltIGE StADt – WIRtSCHAFtSStANDORt EHINGEN

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