Geschichte des Jägerhofes
Als der Ehinger Rat im Oktober 1714 dem städtischen Jäger Ludwig Sättele dieselbe Entlohnung wie seinen Vorgängern im Amt zusicherte, beschloss er auch, ihm ein neues Haus beim Ziegelhof errichten zu lassen. Mit der Realisierung ließ man sich allerdings noch etwas Zeit. Erst im Haushaltsjahr 1716/17 sind in der Stadtrechnung Ausgaben zu finden, die bei der Aufrichtung des Jägerhofes anfielen.
Stein und Fachwerk
1784 wurde mit den anderen Gebäuden im Besitz von Stadt und Stiftung auch der Jägerhof beschrieben: das zweistöckige Hauptgebäude war rund zehn Meter lang und ca. acht Meter breit. Während der erste Stock massiv aus Stein gemauert war, bestand das zweite Geschoss teilweise aus Fachwerk. Der Bauzustand wurde damals als einigermaßen gut beurteilt. Zum Anwesen gehörten noch ein Stadel, Stallungen und ein „Wurzgärtchen“.
Jäger und Holzwart
Der Jägerhof war Wohnung für den städtischen Jäger und Holzwart. Dessen Aufsicht waren die Wälder von Stadt und Stiftung anvertraut. Sofern er Wilderern oder Jagdfrevel auf die Spur kam, musste er diese dem Rat zur Bestrafung melden. So berichtete Stadtjäger Franz Anton Rau 1767, dass der reichsritterschaftliche Konsulent Cronmayer schon zweimal mit seinen Hunden in den Stadtwaldungen gejagt und dabei auch einen Hasen geschossen habe. Weiterhin hatte der Jäger in seiner Funktion als Holzwart dafür zu sorgen, dass nicht unkontrolliert Holz entnommen wurde. 1774 ertappte Rau einige Bürger, die unberechtigterweise nicht nur dürres, sondern auch „grünes“ Holz geschlagen und nach Hause geschafft hatten. Auch kam es immer wieder vor, dass Bauern ihr Vieh in den Wald zur Weide eintrieben. 1774 verursachten Schlechtenfelder und Mühlener Bauern auf diese Weise mit ihrem Vieh im „Ottenhau“ nicht unerheblichen Schaden. 1767 berichtete Rau, dass der Stadt- und der Hospitalschäfer ihre Tiere in den „Aichhau“ und in den „Eschenbach“ getrieben hätten. 1774 traf er gleich neun Pferde von Bauern aus Kleinallmendigen im „Metzgerhäule“ an.
12 Gulden Lohn
Auf der Lohnliste der Stadtkasse ist der Jäger mit jährlich 12 Gulden zu finden. Hinzu kam aber noch der sogenannte „Schusszettel“, der etwa im Haushaltsjahr 1715/16 50 ½ Gulden betrug. Im folgenden Jahr hatte Ludwig Sättle das Glück, einen Hirsch zu schießen, wofür ihm der Rat als Trinkgeld 15 Kreuzer verehren ließ.
Der Jägerhof im 19. und 20. Jahrhundert
Bis 1872 war der Jägerhof Dienstsitz des Stadtjägers. Erst danach erhielt er eine Wohnung in der Stadt zugewiesen. Der Hof aber wurde in Teilen verpachtet. Eine Verpachtung als Ganzes, als „arrondierter Pachthof“ war zunächst nicht möglich. Im Frühjahr 1876 erhielt Ochsenwirt Dursch die Wirtsgerechtigkeit für den Jägerhof, wobei wohl vorgesehen war, dass Hugo Zähringer an seiner Stelle dort wirten sollte. Doch bereits zwei Jahre später, im März 1878 schrieb die Stadtpflege den Hof, der nun an der neuen Straße von Ehingen nach Münsingen lag und eine Wirtschaftsgerechtigkeit besaß, erneut zur Verpachtung aus. Und auf diese Art wurde das Anwesen in den folgenden Jahrzehnten bis weit ins 20. Jahrhundert hinein genutzt.
Schullandheim
Erst nachdem der Hof zuletzt geraume Zeit leer gestanden hatte, fiel im Herbst 1998 die Entscheidung zur neuen Nutzung als Landschulheim. Liebevoll renoviert und ausgebaut wurde das Gebäude im wesentlichen von den Mitarbeitern des städtischen Bauhofes, die hier in allen Handwerksbereichen eindrucksvoll ihr Können unter Beweis stellten.
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